Donnerstag, 18. August 2016

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Und wieder einmal hat mein Leben eine neue, leere Seite aufgeschlagen, die es nun zu füllen gilt. Wenn ich einmal zurück blättere sehe ich meinen Umzug nach England. Das Leben als Aupair in einem anderen Land, in dem ich niemanden kannte. Es kostete Überwindung, loszugehen und Freunde zu machen. Alleine im Pub zu sitzen, auf fremde Menschen in einer ungewohnten Sprache zuzugehen, die Eigenschaften und Alltäglichkeiten der englischen Kultur zu lernen. Doch mit Aufgeschlossenheit kommt man weit. Ich wurde bald in die zwielichtige Gemeinschaft im "Pub der Randgruppen und Aussätzigen" aufgenommen, saß jeden Donnerstag Abend auf "meinem" Barhocker am Tresen und lernte Leute und Gepflogenheiten kennen. Mein Englisch wurde besser, damit auch mein Selbstvertrauen, ich bekam einen kleinen ehrenamtlichen Job in einem Charity Shop und verstand mich sehr bald prächtig mit den Tee trinkenden und Keksen essenden Ömchens, ich lernte Gawjus kennen, seine Familie, wir zogen in die Wohnung unter dem Dach, ich fand erst den schlechtesten Job der Welt, gleich danach fiel mir aber mein Traumjob gerade zu in den Schoß, wir verlobten uns zum dreijährigen Jubiläum, heirateten zum fünfjährigen Jubiläum.

Und im verflixten siebten Jahr England, halte ich plötzlich ein winziges Wesen in den Armen, mit spärlich behaartem Kartoffelkopf, und es sieht mich an und verzieht die Mundwinkel zum größten Lächeln, und plötzlich ist alles so unbedeutend und klein, und es fühlt sich so an, als hätte ich  mein Leben lang nur auf diesen Moment gewartet. Auch wenn er mir kurz darauf einen Schwall Formulamilch in den Ausschnitt kotzt.

So magisch wie dieses ganze emotionale Babyzeugs aber auch ist, das mit der leeren Seite ist wahr. Mein Leben wie ich es kannte, existiert nicht mehr. Alle sozialen Kontakte die ich täglich arbeitsbedingt pflegen konnte, sind verschwunden. Wenn alle anderen arbeiten, habe ich "Freizeit" und streife durch die Straßen in der Stadt. Wenn alle anderen abends in den Pub gehen, bin ich Zuhause, bade mein Kind und bringe es ins Bett. Ich fühle mich, als wenn ich mit der Geburt von Voldi wieder in einem fremden Land angekommen bin. Muss die Sprache lernen, neue Freunde machen.

Man kriegt ja langsam Erfahrung in dem Gebiet.

Als Aupair habe ich Baby- und Kleinkindgruppen gemieden wie die Pest. Die Mütter! Wie ein furchteinflößender, mehrköpfiger Drachen füllten sie den Raum aus und sahen mit rauchenden Nüstern auf mich Nichtmutter herab. Ich war ein Eindringling eine Bedrohung. Potentiell männerstehlend mit meiner Jugend, wahrscheinlich kindesmisshandelnd mit meiner Unerfahrenheit. Nirgends habe ich mehr Ablehnung erfahren als in Mamagruppen. Dementsprechend erschien mir der Gedanke an Gruppen teilzunehmen zunächst sehr abwegig.

Aber dann flatterte ein Brief ins Haus vom lokalen Familienzentrum. Bei diesem hatte ich mich nach der Geburt registrieren lassen. Alle paar Wochen kann ich Voldi dort wiegen lassen, und die sogenannten Health Visitors stehen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Gut, manchmal können sie auch falsch liegen. "Mein Kind zahnt", erwähnte ich bei einer Wiegung. Die HV lächelte leicht und versicherte mir, dass dies der häufigste Irrglaube aller neuer Eltern wäre. Er sei noch viel zu jung.
Zwei Wochen später hatte Voldi nicht nur einen, sondern zwei Giftzähne.

Jedenfalls, der Brief. Dem Familienzentrum war wohl aufgefallen, dass es im März ungewöhnlich viele Babys gegeben hatte. Daraufhin beschlossen sie alle Märzeltern anzuschreiben und eine Art Selbsthilfegruppe zu gründen. Einmal in der Woche würden für zwei Stunden verschiedene Themen behandelt warden. Von Geburtstrauma über Milchentwöhnung und Zahnpflege. Der Brief war sehr vage, deswegen hatte ich keine Ahnung wie das vonstatten gehen sollte. Ich stellte mir einen etwas unpersönlichen Hörsaal vor in dem langweiliges Zeug vorgetragen warden sollte, und jede Menge brüllender Babys.

Überraschenderweise war es wirklich nett. Ein Stuhlkreis, 15 Mamas mit Baby im selben Alter, in der Mitte des Kreises bunte Decken, Matten, und Spielzeug.
Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass wirklich alle Mütter in dieser Gruppe im selben Boot waren. Erstes Kind, Mutterschaftsurlaub, Leben auf den Kopf gestellt. Das Highlight eines Tages konnte ein Trip zum Supermarkt sein. Wirklich alle waren mehr als aufgeschlossen mit anderen Kontakte aufzubauen, sich auszutauschen und einfach mal mit einer anderen erwachsenen Person zu sprechen. Es wurde sehr schnell beschlossen einen online Gruppenchat zu gründen, jeder schrieb seine Nummer auf, und es war einfach nur nett. Kein mehrköpfiger Drachen, kein Höllenfeuer, keine Rivalitäten. Wir begrüßten uns in der darauf folgenden Woche wie alte Freunde. Tips wurden getauscht, Windeln und Vorschläge für Babygruppen, denen man sich anschließen könnte. Mittlerweile bin ich sehr ausgebucht mit Aktivitäten, und habe mich bereits zweimal mit der selben Mutter zum Mittagessen und Kaffee getroffen. Für nächste Woche haben wir uns auch schon verabredet.

Der Schock saß tief, als Voldi ein frischgebackenes Lördchen war. Gawjus ging den ganzen Tag arbeiten, ich hatte das Baby, und nichts zu tun außer Wäsche machen. Ich wusste nicht, wie ich das Jahr durchstehen sollte. Doch jetzt genieße ich jede Sekunde. Es ist Sommer! Voldi und ich machen jeden Tag worauf wir Lust haben!

Und falls ich mal ein Aupair treffen sollte, in einer dieser Babygruppen, dann werde ich ganz besonders nett sein.



Montag, 25. Juli 2016

OMG Breaking News!! Read this! FIRST!!1

Liebes Interwebz, du gehst mir auf den Keks. Vor allem Twitter, das ist das Schlimmste, der Anfang vom Ende. Die Verlust-der-Menschlichkeit-Zentrale in der sich jeder ein Journalist schimpft, der es schafft mit dem rechten Zeigefinger auf "Teilen" der haarsträubendsten Links zu klicken. Ohne überhaupt den Inhalt gelesen zu haben, weil man muss sich ja beeilen der Erste zu sein, der was dolles hat, was dolles weiß, was dolles kann. Nur, wer "FIRST" unter ein Video schreibt, kann sich in geistreicher Zufriedenheit zurücklehnen. Juhu, wieder was geschafft heute.

Und nur eine Bewegung mit dem Fingerchen, Klick, und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. Der bunt bebilderte Dünnschiss, den irgendein Amateur"journalist" im heimischen Schlafzimmer, dass er sich noch mit dem kleinen Bruder teilen muss, zusammengereimt und -gefotoshopped hat. Uuh, schon zwölf Likes, zwanzig, zweihundert. Wieder was geschafft heute.

Breaking News. Wie sehr ich diesen Begriff hasse. Er heißt übersetzt: Irgendwo ist irgendetwas passiert, aber was genau, das weiß niemand. Jemand hat eine Sirene gehört, deswegen tippen wir auf einen Terroranschlag. Muss sicher ganz großes Kino sein und hey, wir sind live vor Ort. FIRST!

Ich habe mich dieses Wochenende angeekelt von Twitter abgewandt. Von den sensationsgeilen First-Schreiern, die fast schon entzückt das neueste Unheil in die Welt hinaus posaunen und ihr eigenes Stückchen Drama abhaben wollen. Jetzt geht das Rennen los, wer hat das grausamste Bild, das schrecklichste Video, wo ist Blut, wir wollen Blut... Halbwissen trifft auf Unwissen trifft auf Massenblödheit. Eine toxische Mischung. Twitter wird zum Mittäter, zum Posaunenchor des Hasses. Ich lösche die App.

Doch natürlich hätte ich mal lieber das ganze Internet gelöscht. Vor Dummheit ist man nirgends sicher. Tatort Facebook hat mir ein wunderschönes Beispiel gebracht, warum mich Breaking News so sauer machen.

Zuvor erwähnt, mein Facebook ist sehr sauber. Ich habe eine sehr sehr überschaubare Freundesliste, jeden einzelnen kenne ich nicht nur persönlich, sondern bin auch in regelmäßigem Kontakt. Ich sortiere oft aus. Schickt mir jemand ständig Spieleinladungen wird entfreundet. Ich sehe das nicht als persönlichen Angriff, sondern als meine Freiheit zu tun. Seit der Geburt von Voldi akzeptiere ich derzeit keine neuen Fraundschaftsanfragen. So. Dies nur vorab.

Da scrolle ich also durch mein sauberes, nervtöterfreies Facebookdingens, und dann fällt mir wieder ein, dass ich ja Mitglied in so einer Mamagruppe bin, in der man Gebrauchtsachen kaufen und tauschen kann. Jedenfalls blinken mir da statt der gewöhnlichen Babygegenstände die fetten Buchstaben BREAKING NEWS entgegen. "Achtung!" warnt die Posterin. Man kann die Hysterie in ihrem Getippten hören. "In Camber Sands wurden Schwimmer von Quallen ATTACKIERT und Leute sind gestorben!!"

Camber Sands ist ein beliebter Familienstrand an der Südküste, nur eine Stunde Fahrt von hier. Quallen, dachte ich noch erstaunt, als ich auf den angehängten Link klickte, der mich zum Breaking News Zeitungsartikel brachte.


Die Berichterstattung war sehr Nichtssagend, jedoch trotzdem mehrere Absätze lang. Gespickt von Bildern hunderter Schaulustiger, die vermeintliche Bergungsarbeiten im Meer betrachteten. Spekulationen und Halbinformationen, und dann ganz am Ende dies hier:


Die Zeitung, die mit der aufmerksamheischenden Titelzeile, gibt ganz am Ende offen zu, dass sie nur irgendwo gehört haben, dass es drei Tote gab und WEDER POLIZEI NOCH KÜSTENWACHE haben bestätigt, dass Quallen den Tod dieser Menschen verursacht haben. Wörtlich übersetzt steht da sogar, dass Polizei und Küstenwache GESAGT hatten, dass dies nicht der Fall war.

Und hier meine Damen und Herren platzt mir die Hutschnur. Diese schreckliche und schrecklich falsche Titelzeile, die schreckliche Person, die den Ramsch einfach ungelesen weiterverbreitet, um damit FIRST zu sein, die schrecklichen Leute die auf "Gefällt mir" drücken, und in den Kommentaren ihr eigenes Stückchen Drama abbekommen wollen "Wir waren da gestern!! Das hätten wir sein können!!1einszwölf"

Und auch wenn die Posterin jetzt selbst gemerkt hat, dass sie etwas mitgerissen wurde, den Post editierte und sachlich korrigierte, der Dünnschiss ist draußen. Ein paar Stunden später finde ich nämlich das hier unter einem total belanglosen Post, der weder etwas mit Quallen zu tun hat, noch mit toten Schwimmern.


Und das ist wie Breaking News im Internet funktionieren. Woher wissen wir noch, was der Wahrheit entspricht und was nicht? Die Kacke ist am dampfen, jedoch ist sie nicht aufzuhalten, die Drecklawine der Falschnachrichten, das Drama, die Dummheit.

Ich kann nur jedem ans Herz legen, erst denken, dann posten. Innehalten, nachdenken, warten. Niemand bekommt einen Goldstern oder einen Blümchenstempel, weil er FIRST schreit. Bitte findet andere Sachen, die ein Erfolgsgefühl verleihen. Gebt der Person hinter euch in der Warteschlange einen Kaffee aus. Macht die Welt etwas besser, oder zumindest etwas netter.

Das war mein Senf. Ich halte mich normalerweise raus. Aber der Quallenzwischenfall hat das Fass zum überlaufen gebracht.
Übrigens ist wirklich jemand gestorben, gestern in Camber Sands. Aber dies scheint nicht wirklich zu interessieren, ist ja nicht BREAKING NEWS wenn jemand ertrinkt.


Montag, 18. Juli 2016

Summer in the City

Sommer in England geht folgendermaßen:

358 Tage im Jahr über das Wetter seufzen.
Wenn dann die alljährliche Woche Sommer stattfindet, umso mehr seufzen. Es ist zu heiß, zu trocken, zu schwül, die falsche Art von Sonne, die Bahnschienen werden weich und biegen sich, Züge sind gecancelled, die Autobahn in Richtung Küste ist komplett verstopft (und Abends noch einmal dasselbe in Gegenrichtung), T-Shirts werden vom Leib gerissen, blasse tätowierte Bierbäuche wandern in Herden zum Park, ungesund aussehende Aggro-Mums kramen dieses eine unvorteilhafte Sommerkleid aus dem Schrank, das eigentlich mal ein Rock war, und jetzt bis unter die Achseln hochgezogen so viel Haut wie möglich freilegt für sonnenbedingten Flächenbrand, Geschäfte machen am ersten Tag des Sommers einen Millionenumsatz mit Sonnencreme, am zweiten Tag mit Après Creme, die Liegewiesen im Park sind mit leeren Flaschen und Chipspackungen übersät, auch der Strand gleicht am späten Nachmittag einer Müllhalde, Arbeiter melden sich krank um dann einen Tag später mit signalrot verbrannter Nase wieder genesen zu sein, die Fußgängerzone hallt von Flip Flops, die sich anhören als würden hunderte von Hände auf Putensteaks patschen, der Eisvan dreht endlose Runden durch die Wohngebiete, die Yankee Doodle Melodie überschneidet sich mit anderen Eisvans und resultiert in ein nervtötendes Krankee Doodle, Menschen in schlecht isolierten Dachwohnungen (ich!) pressen sich platt auf den Boden, der Schweiß fließt, die Klamotten kleben, die Pubs und Restaurants hängen alle Türen und Fenster aus um ein mediterranes Urlaubsgefühl zu schaffen, Rauchschwaden steigen von Wegwerfgrills empor, alte Ömchens kippen an Bushaltestellen in die Horizontale, im Supermarkt benötigt man Schal und Handschuhe, weil die Klimaanlage auf Antarktis gestellt wurde, der Nachbar reinigt seinen Pool, nur in einem winzigen Badehöschen bekleidet, Autofahrer rufen sich durch die geöffneten Fenster laute Beschimpfungen zu, die Sonne brennt und brutzelt, der Asphalt flimmert, flachgetretene Kaugummis erwecken wieder zum Leben und setzen sich Fäden ziehend an den dünnen Flip Flop Sohlen fest, jeder Gang zum Laden um die Ecke wird gut überlegt und abgewogen, zwischen Babykopf und mütterlicher Armbeuge bildet sich triefende Nässe, und sowohl Kind als auch Mutter sind erleichtert, wenn der Körperkontakt sich nur auf das notwendigste beschränkt.

Ein paar Tage später ist der Spuk dann vorbei. Die Sommersachen trocknen noch auf dem Wäscheständer, während man wieder in Wollsocken auf dem Sofa sitzt und die Regentropfen an der Scheibe herunterrinnen sieht. "Wir hatten dieses Jahr mal wieder gar keinen richtigen Sommer", denkt man enttäuscht. Vielleicht ja nächstes Jahr.

Mittwoch, 13. Juli 2016

12 von 12 im Juli

Juhu, ich habe tatsächlich daran gedacht!

Allerdings ist mein Leben immer noch nicht aufregend genug für 12 Fotos an einem Tag. Also werde ich die Regeln wieder etwas umbiegen, und Fotos der ersten 12 Tage diesen Monats einfügen. Viel Vergnügen! Oder viel Verwirren?

Jimmy Jinglebob
Wie eine okkulte Sekte sitzen alle Teilnehmer im Kreis, ihre Opfergaben festkrallend, und starren das schreckliche Wesen an, das merkwürdige Töne ausstößt, und in eine Art Trance gefallen zu scheint. Es wedelt mit den Armen, stampft mit den unnatürlich abgeknickten Beinen, und mustert die Opfergaben ohne zu blinzeln. Einige Opfer weinen. Andere lachen. Wieder andere sind eingeschlafen. Die meisten Teilnehmer scheinen emotionslos und führen die angewiesenen Bewegungen wie mechanisch aus. Ich frage mich für eine Sekunde, wo ich hier denn nur gelandet bin. Dann fällt es mir wieder ein: Jimmy Jinglebobs Babybopgruppe. "Dingledingle dingle dingle Jimmy Jingle dingle woo!" rufe ich aus voller Kehle und schwinge Voldi herum, bis er vor Freude jauchzt. Mein Leben hat sich ja sowas von verändert.

Die Ententodesser folgen dem dunklen Lord

Die Babyaktivitäten kennen keine Grenzen. Hier ein Ausflug zu einer nahegelegenen Kleintierfarm, den klein Voldi komplett verschlafen hat. Kein Entenschnattern, Schafblöken, Truthahngobbel, Esels-Iah, Pferdewiehern, Kuhmuhen oder Schweinegrunzen konnte ihn wecken.
Etwas dankbarer war die Entenschar, die mir bei Fuß durch das ganze Gelände folgte. Am liebsten hätte ich sie ins Auto gepackt und mit nach Hause genommen. Ich stelle mir gerade vor wie gemütlich das wäre, auf dem Sofa umringt von zufrieden schnäbelnden Federtieren.
Ich brauche Freunde.

Neff Neffs 2016 - We will rebuild

Die Neff Neffs waren zu Besuch. Wie ein doppelter Tornado wirbelten sie durch die Wohnung und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Mir ist entgangen, dass die beiden immer größer werden und jetzt auch an die oberen Regalfächer heranreichen. So ungefähr 35 Sekunden nach Ankunft war auch schon das Weltkugelpuzzle zerstört, dass Gawjus im Regal ausstellt. Ich hätte den Staubfänger ja schon in die Tonne gehauen, oder wenigstens archiviert, aber aus nostalgischen Gründen möchte mein Gatte davon nichts hören.
Das magnetische Globuspuzzle hat zwar nicht sehr viele Teile, ist aber verdammt schwierig zu lösen. Manche Teile passen ineinander ohne zu passen. Ich habe schon einige komplett neue Kontinente erschaffen. Das strapaziert meine Geduld ganz ungemein.


Vorteil: Einhändig lesen. Nachteil: Es ist kein Buch

Während eines langen Voldi Mittagschlafes konnte ich endlich wieder ein großes Stück meines neuen Nicci French Buches weiterlesen, das ich auf meinen E-Reader geladen hatte. Dabei habe ich mich so bescheuert angestellt, dass ich den Kundenservice kontaktieren und um Hilfe fragen musste. Als Dank für meine eigene Doofheit habe ich ein Drittel des Kaufpreises erstattet bekommen. Wie nett!
Ich liebe Nicci French! Düster, haarsträubend, fesselnd. Vor allem die Frieda Klein Reihe hat es mir angetan, und selbst als ich im Krankenhaus in den Wehen lag, konnte ich nicht aufhören zu lesen.


Ein Teil des Angelbuffets

Gawjus hatte Geburtstag und ich schmiss ihm eine Party mit Anglerthema. Es gab Bierstengel als Angelruten, Wein als Teichwasser, saure Gummischnüre als Würmer, auf dem Tisch wurden Snacks in kleinen Eimern serviert, es gab glänzende Goldfische als Wanddekoration, bunte Papierfische als Tischkonfetti, einen Wassermelonen-Hai, und einen professionell hergestellten Angelkuchen. Für die Kinder war ein Angelspiel vorbereitet mit an Schnüren befestigten Magneten, und einige aufblasbare Gummihaie trudelten auch noch durch die Gegend. Den Gawjus konnte ich damit jedenfalls sehr gut ködern.


Kissenschlachttauglich

Diese erstaunlich echt aussehenden Fischkissen sind noch von der Party übrig. Für die beiden habe ich noch keinen Platz gefunden. Vielleicht landen sie einfach so auf dem Sofa. Meiner Entenschar hätte das sicher gefallen.


Mal so tun, als würde ich jeden Tag gesund und ausgewogen essen. Hust.

Nicht zu verwechseln sind die Kissen mit dem Kabeljaufilet, das heute auf dem Teller landete. Zusammen mit einer Quinoa-Bulgur-Weizen Mischung und grünem Salat ein echt vorzeigbares Gericht.

Die gute Seeluft

Für den Baby-Content. Wir haben ein paar Tage am Meer verbracht. Frühaufsteher Voldi hat mich dazu motiviert für einen Morgenspaziergang am Strand entlang zu schlendern. Um fünf Uhr morgens. Was passiert nur mit mir?

Genau hier möchte ich mein Traumhaus bauen

Gegen Mittag des selben Tages sah dann alles etwas blauer und sonniger aus. Der Gawjus angelte - was denn auch sonst - und Voldi und ich hatten ein Zelt aufgeschlagen und dösten, dem Geräusch der Wellen lauschend. Weit und breit war niemand anderes zu sehen, die Möwen kreischten, der Kies knirschte, der Wind brachte eine frische Brise an Land... süßes Nichtstun, schamloses Faulenzen den ganzen Tag mit Blick aufs Blau. Das ist Luxus.


Wie man ganz schnell ganz viel Geld los wird

Ein Banktermin. Wir suchen noch immer nach dem perfekten Eigenheim. Mal mehr, mal weniger aktiv. Viele Häuser haben wir zwischenzeitlich gesehen, zwei, drei Mal ein Angebot abgegeben, aber noch hat sich nichts ergeben. Oft sehen die Fotos der Immobilienmakler wunderschön aus, haben aber kaum Ähnlichkeit mit der Realität. Bruchboden, Schuhkartons, Feuchtraumbiotope, wir haben schon so ziemlich alles gesehen. Auch Massenbesichtigungstermine, bei denen plötzlich noch vierzig weitere Interessenten auftauchten, sich gegenseitig im Weg standen und sich anschließend überboten. Manchmal habe ich ein interessantes Inserat gesehen, das am Vortag eingestellt worden war, und als ich die Makler anrief stand der Kasten schon unter Angebot. Rasend schnell geht das hier. Wir sind wieder am Ball, am Samstag steht eine Besichtigung an. Die Fotos sehen gut aus......


Die Anfangsklänge von "I want to break free" hier einfügen

Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Sonnenunter- oder Sonnenaufgänge lieber mag. Von Letzteren habe ich neuerdings sehr viele gesehen, da Voldi wie ein Hühnerhaufen mit dem ersten Tageslicht erwacht und neue Abenteuer fordert. Und wenn ich dann richtig wach bin, der erste kalte Kaffee auf ex runtergeschüttet, die Kontaktlinsen drin, die Vorhänge aufgezogen, geduscht und vielleicht sogar Zähne geputzt... dann geht der kleine Wecker wieder schlafen. Und ich bin wach.



Over and out, für heute ist meine Mutterrolle erledigt

Nach Sonnenuntergang gibt es die Belohnung für getane Arbeit. Ein lecker Beeren-Cider, während Lord Voldemort von der totalen Weltherrschaft träumt. Gute Nacht Voldi, gute Nacht Jimmy Jinglebob, gute Nacht Entenschar, gute Nacht Magnetglobuspuzzle bei dem mit Sicherheit mindestens drei Teile fehlen, gute Nacht Frieda Klein, gute Nacht Wassermelonenhai, der jetzt durch die Mülltüte in den Küchenboden sickert, gute Nacht Fischkissen, gute Nacht Quinoa, wie auch immer man das ausspricht, gute Nacht Sand und Meer, gute Nacht Bankmensch, der mir alles wie ein Sendung-mit-der-Maus-Sprecher haarklein erklärt, gute Nacht Sonne. Oder guten Morgen? Gute Nacht und Prost Beerencider, gute Nacht Johnboy, gute Nacht Blogleser, falls ihr es bis hierhin noch in wachem Zustand geschafft habt. Gute Nacht. Gute Nacht...

Montag, 27. Juni 2016

Chicken in Cider

Es wird Zeit mit den Vorurteilen aufzuräumen, dass es in Kleinbrextannien nichts gescheites zum Essen gibt. Britische Küche ist ganz großartig! Jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten mit Traditionen, die hunderte von Jahren zurückgehen. Das Sandwich wurde hier erfunden, im 18. Jahrhundert, voraussichtlich von John Montagu, Earl of Sandwich. Der gute Mann hatte ein kleines Problem mit Spielsucht. Da er auch zu den Mahlzeiten den Kartentisch nicht verlassen wollte, ließ er sich Fleisch zwischen zwei Brothälften stecken und in Dreiecke schneiden, damit er es auch schön in einer Hand halten konnte, während er mit der anderen sein Hab und Gut buchstäblich aufs Spiel setzte. Die Mitspieler waren beeindruckt, und bestellten "The same as Sandwich". Und tadaa, geboren war ein Lunchtime favourite, dessen Beliebtheit bis heute nicht abreißt.

Ich liebe mein Britisches Kochbuch. Und vor allem jetzt während meines Mutterschaftsurlaubs, habe ich schon die Rezepte rauf und runter gekocht.
Meine Lieblingsgerichte möchte ich hier jetzt gerne vorstellen.

 
 
Chicken in Cider
 
 
I love cooking with alcohol, I even put it in the food sometimes
 
2 Esslöffel Olivenöl
6 Oberschenkel vom Huhn
1 Stange Lauch (der weiße Teil, klein geschnitten)
3 Scheiben Räucherschinken oder Speck (klein geschnitten)
2 Stängel Staudensellerie (in Rädchen geschnitten)
2 Esslöffel Mehl
250ml Cider
100-150ml heiße Hühnerbrühe
1 roter Apfel (geschält, entkernt und in Würfel geschnitten)
 
Den Ofen auf 200 Grad vorheizen
 
Die Hühnerteile salzen, pfeffern, und mit einem Löffel Olivenöl für 3-4 Minuten auf jeder Seite anbraten, bis sie gebräunt sind. Aus der Pfanne nehmen und zur Seite stellen
 
In der selben Pfanne den Lauch, Speck und Sellerie für 5 Minuten brutzeln. Die beiden Löffel Mehl hinzugeben und mit einem Kochlöffel mischen. Falls am Pfannenboden etwas anbäckt, mit dem Löffel freikratzen. Nach etwa 1 Minute den Cider dazu geben und so lange köcheln, bis die Flüssigkeit eindickt. Dies geschieht etwa nach 5 Minuten. So viel Hühnerbrühe dazu geben, bis die Konsistenz der Flüssigkeit cremig wie ungeschlagene Schlagsahne ist.
 
Die Mischung von der Pfanne in eine feuerfeste Ofenform füllen und die Apfelstücke obenauf legen. Darauf kommen jetzt die Hühnerteile. Mit Deckel oder Alufolie abdecken und für 35 Minuten backen. Testen, ob das Huhn durch ist.
 
Schmeckt sehr gut mit Kartoffelpüree oder auch Pommes als Beilage.
 



Kein Senf zum Brexit

Zu Brexit möchte ich mich gerade gar nicht äußern. Jeder in Besitz eines internetfähigen Gerätes, ob des Buchstabierens mächtig oder nicht, hat hierzu online schon seinen Senf abgelassen. Ganz ehrlich, es wird langweilig. Ich gucke lieber Fußball EM , oh my goodness, ISLAND, und harre den Dingen, die noch kommen mögen, oder auch nicht. In meinem eigenen Kleinbritannien ist noch alles beim alten: Kaka-Windeln, die garantiert keinem EU Standard entsprechen, nationaler Dauerregen, und Schlafentzug statt Schlafanzug.
Falls es bald keine Bananen mehr zu kaufen gibt, werde ich berichten.

Samstag, 25. Juni 2016

14-Wochen-Schnipsel

Feststellungen nach 14-wöchiger Mutterschaft :

1.) Nächtliches Durchschlafen kann genau so schnell wieder aufhören wie es angefangen hat.

2.) Was Voldi heute zum Lachen bringt, lässt ihn morgen sicher weinen

3.) Auch jetzt noch kann ich wirklich alles, das ich verpeile auf "Baby Brain" schieben und kriege dafür auch noch verständnisvolle Blicke

4.) Der stolze Mama Moment, wenn Baby in der Öffentlichkeit das totale Vorzeigebaby ist, und auch die pöhse Krankenschwester riesig anlächelt, die gerade drei Spritzen in seinen Oberschenkeln versenkt hat.

5.) Voldi hat etwas Neues gelernt: Kreischen. Er tut es oft und gerne. Fröhlicher Kreisch, belustigter Kreisch, genervter Kreisch, unglücklicher Kreisch, müder Kreisch, hungriger Kreisch... Manchmal fängt er einen Happy Kreisch an und endet in genervter Kreisch. Meine Ohren.

6.) Der wunderbare Moment wenn er zum ersten Mal voll aus dem Bauch heraus lacht. Da schmilzt The Mama's Herz und vergessen sind alle kreischbedingten Ohrenschmerzen. Isser nich süüüüüß?

7.) Zum Mittagschlaf möchte er am liebsten den Schnuller, das Mulltuch und seine Hand in den Mund stecken. Da dies zwecks Platzmangel nicht möglich ist, wird er manchmal zu frustriert zum Schlafen. Haben uns jetzt auf unter den Schnuller eingeklemmtes Mulltuch geeinigt, und siehe da es funktioniert.