Mit dem Kleinen bin ich dann letzten Mittwoch zum Arzt, weil der Hustensaft so gar nicht wirken wollte. Mein erster Arztbesuch in England. Super spannend! Das Gesundheitssystem ist hier total anders als in Deutschland. Praxisgebühr? Krankenkasse? Überflüssig. Behandelt wird jeder, und zwar kostenlos.
Bevor ich jedoch einen Termin vereinbaren konnte, bekam ich einen Termin an dem ich den Termin vereinbaren konnte. In Sachen Organisation sind die Briten echt unschlagbar. Als ich morgens mit dem keuchenden Kind einfach so in der Arztpraxis auftauchte, wurde ich gebeten um 14 Uhr wiederzukommen. Um 14 Uhr konnte ich dann einen Termin für 16.20 Uhr vereinbaren. Na schön.
Im Wartezimmer hing ein riesiger Bildschirm an der Wand. Mit einem Piepton wurde der Name des nächsten Patienten angezeigt und in welches Behandlungszimmer er sich begeben soll. Zwischen den Aufrufen läuft Text durch das Bild, der die Verhaltensregeln in der Praxis erklärt. Telefon ausschalten, an der Rezeption anmelden, alles klar. Besonders nett fand ich „One appointment for one problem“. Wenn ich mir also am Wasserkocher die Finger verbrühe und mir vor Schreck noch eine Platzwunde zuziehe, weil ich mit dem Kopf gegen das Regal darüber knalle, dann brauch ich zwei Termine. Ob ich dann wohl auch zwei Termine bekomme um die beiden Termine zu vereinbaren?
Egal, die Wartezeit war jedenfalls nicht lang. Kind abgehorcht, Atemwegsinfektion. Als der Doc dann fragte, welche Geschmacksrichtung das Antibiotikum sein sollte, hab ich spontan „Banane“ geantwortet. Und Tatsache, das Medikament schmeckt auch nach Banane… sagt jedenfalls Klein Sargnagel. Hätte ich doch nur „Cornflakes“ gesagt, das mag er lieber.
Aktuell sind wieder zwei Kohlköpfe im Kühlschrank, vom letzten und vorletzten Einkauf, von denen bei einem schon eine Veränderung des Aggregatzustands zu sehen ist. Aber Mummy’s geregelte Arbeitszeiten machen es mir jetzt endlich möglich, hier so was Ähnliches wie Ordnung zu halten. Jedenfalls unter der Woche. Am Wochenende bin ich eher nur sporadisch Zuhause und wenn ich dann am Sonntagabend eintreffe, dann sieht es aus wie nach einer Großdemonstration gegen nationale Sauberkeit und ich kann wieder die ganze Woche Normalzustand herstellen. Aber das Chaos hat endlich System gekriegt. Ab Dienstags.
Montag ist der Tag, an dem ich mich manchmal echt an den Kopf fassen muss. Nichts ist an dem Platz, wo ich es freitags hinterlassen habe. Morgens greife ich unter der Dusche nach dem Shampoo… es ist weg. Ich sehe es dann am anderen Ende des Badezimmers auf dem Fensterbrett. Warum?
Frischgewaschene Schuluniformen hänge ich freitags vor Feierabend säuberlich auf Kleiderbügel in den Schrank. Montagmorgens sind sie verschwunden. Wohin? Kleinigkeiten, aber sie können nerven.
Wenn ich grade schon am meckern bin… das Lou und Andy Problem. Kennt jemand Little Britain? Das ist eine TV Show auf BBC, bei der sich die Briten in Sketchen ein wenig selbst auf den Arm nehmen. Es ist fast schon mehr schockierend als witzig, weil es so maßlos übertrieben ist. Zum Beispiel der Typ, der kurz vor der Hochzeit steht, und immer noch von seiner Mutter (oder manchmal von Großmutter) Brustgefüttert wird. Ich kenn eine Menge Leute, die ertragen es nicht, sich das anzuschauen. Für mich ist das niveaulos genug um es saukomisch zu finden. Wird übrigens auch in Deutschland ausgestrahlt, allerdings mit einer himmelschreiend schlechten Synchronisation. Zwei der Helden dieser Show sind jedenfalls Lou und Andy. Andy ist ein fetter, ungepflegter Typ im Rollstuhl, der sich von Lou, seinem lispelnden besten Freund pflegen lässt. Lou weiß nicht, dass Andy einfach nur zu faul zum Laufen ist und immer wieder mal hinter seinem Rücken den Rollstuhl verlässt. Jedenfalls ist Lou super fürsorglich und versucht immer, Andy auch alles recht zu machen. Das ist allerdings nicht ganz einfach.
Eine Unterhaltung der beiden sieht ungefähr so aus:
Lou: „Andy, musst du noch aufs Klo bevor wir gehen?“
Andy: „Nein.“
Lou: „Du weißt, was für ein Aufwand das ist, dich vom Auto wieder in den Rollstuhl zu setzen. Bist du sicher, dass du nicht aufs Klo musst?“
Andy: „Ja.“
Minuten später, die beiden sitzen im Auto
Andy: „Ich muss aufs Klo.“
Und GENAU so. EXAKT so… läuft das mit mir und dem kleinen Sargnagel.
Ich: „Ich geh duschen, musst du vorher noch aufs Klo?“
Kind: „Nein.“
Ich: „Bist du sicher?“
Kind: „Ja.“
Ich: „Ganz sicher?“
Kind: „Jaahaaa!“
Zwei Minuten später bin ich gerade nass, hämmert es gegen die Tür.
Kind: „Ich muss aufs Klooooooo!“
Wahlweise geht das so mit
„Willst du eine Jacke?“
„Möchtest du Ketchup auf deine Pommes?“
„Welche Farbe soll dein Slush Puppy haben?“
Ich frag schon gar nicht mehr, ich verfüge nur noch. Oder ich verwende es gegen ihn. Wenn ich will, dass er die schwarzen Schuhe anziehen soll, dann geb ich ihm die Braunen.
Themawechsel. Ich find gerade keine Überleitung.
Dieses Wochenende hat sich eine Menge getan in Sachen Band. Ich bin jetzt also fest dabei, als Keyboarderin. Und verdammt, das macht Spaß. Ich hab ein paar Aufnahmen gemacht von den letzten Proben. Wenn ich die Dateien fertig konvertiert habe, stell ich im Blog was online (wahrscheinlich noch heute Abend, huiiiii). Nicht das allerbeste Material. Im einen Song wurde das Solo versemmelt, im anderen hat die Keyboarderin geschlafen. Shame on me. Aber es wird besser werden.
Wir studieren zusätzlich zu Californication gerade noch ein paar Songs ein, die der Bassist geschrieben hat. WIR! Ich bin in der BAND! Das ist so AUFREGEND!
Voraussichtlich findet der erste Gig schon in zwei Wochen statt. Drei Songs bei der Open Mic Night im Special Freak Pub. Ich kann’s kaum erwarten.
Montag, 19. Oktober 2009
Tag 185 - I'm the only gay in the village
Es schnieft.
Die Kids haben ein sehr gutes Timing. Mummy hat gerade ihren neuen Job angefangen, da werden die kleinen Sargnägel krank. Zumindest der Kleine. Die Große leidet eher unter krankhafter Eifersucht, weil Klein Brüderlein nicht die Schulbank drücken muss, sondern auf dem heimischen Sofa in den Genuss von aupairischer Pflege und Unmengen von schlechten Trickfilmen kommt.
Dafür wird ihrerseits fleißig Husten vor dem Spiegel geübt, und neuerdings sogar Würgegeräusche. Und weil ich so ein herzloses Aupair bin, und die dramatischen Ohnmachtsanfälle von Seiten der Siebenjährigen am Morgen einfach ignoriere und mein Schulwegprogramm durchziehe, wird selbiges auch bei den Lehrern veranstaltet, die dann umgehend anrufen und Abholung des sterbenskranken Kindes fordern.
Gut, eigentlich lief es so nur an einem einzigen Tag ab. Die Medikation in Form eines leichteren Aupairbebens und einem langweiligen Tag im Bett hat sofort angeschlagen.
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