Dienstag, 11. Mai 2010

Ice Ice Baby

Groß Sargnagel liegt im Bett unter der Decke vergraben und ist nicht ansprechbar. Vor einer Stunde hat sie noch mit den Fäusten auf ihre Matratze eingetrommelt und wilde Wutschreie in ihr Kissen entlassen. Doch mittlerweile sind ihr Kraft und Tränen ausgegangen. Es reicht nur noch zu trockenen Schluchzern.
Klein Sargnagel und ich sitzen im Nebenzimmer auf meinem Bett und spielen Karten. Immer wenn der seltene Fall eintritt, dass sich seine Schwester daneben benimmt, macht der Kleine plötzliche eine Verwandlung durch und ist die Liebenswürdigkeit in Person. Er genießt jede Sekunde von dem Schauspiel, das ausnahmsweise mal nicht ihn in Schwierigkeiten stecken lässt. Und je schlimmer die Situation für die Große, desto besser seine Laune.

Ich finde diesen Vorpubertätsgirliezickenwutanfall äußert belustigend. 15 Jahre zurückdenkend könnte das nämlich ich sein, die da tobt. Nur wollte ich damals ein Pony. Groß Sargnagel dagegen kämpft um ein Meerschweinchen. Aber das wird – genau wie mein Pony – auch nur ein Wunsch bleiben.

Kürzlich bin ich 25 geworden. Ein Vierteljahrhundert alt. Und irgendwie sehe ich jetzt Groß Sargnagel mit ihren fast 8 Jahren und erinnere mich daran, wie ich in diesem Alter war. Was meine Wünsche und Träume waren (ein Pferd, eine Jeansjacke, eine Badewanne voll grüner Götterspeise, nach Island auswandern und einen Ponyhof gründen) Und ich hatte den festen Vorsatz alles sofort wahr zu machen, wenn ich erst erwachsen wäre.
Jetzt bin ich erwachsen. Und ich muss feststellen, meine Wunschliste hat sich verändert. Pony steht jetzt irgendwo in der Kategorie: Wenn mich irgendeine Neurose mal dazu treiben sollte, ein von der Außenwelt abgeschnittenes Leben in einer spärlich besiedelten Landschaft im Nirgendwo zu führen… ja, dann würde ich mir auf jeden Fall ein paar Ponys zulegen.
Die Badewanne gefüllt mit Wackelpudding halte ich nach wie vor für einen ziemlich guten Wunsch.

Was sich nicht verändert hat, das ist der Traum von Island.
„Die Wolkenpferde“ von Jill Pinkwater war das Buch, das mich auf Island gebracht hat. Ich muss so zehn Jahre alt gewesen sein, als ich es gelesen habe und sofort auf diese Insel wollte. Das Buch war so toll, dass es mir ewig nachgegangen ist… ich hab es aber in der örtlichen Bücherei nie wieder gefunden. Wahrscheinlich werde ich mir ein Exemplar bestellen – aus reiner Neugier – und noch einmal nachlesen, was genau mich so daran gefesselt hat. Vielleicht auch als Vorbereitung für meine Islandreise im Oktober…

ISLAND! Ich gehe nach ISLAND!

Das Flugticket ist schon seit Februar gebucht, hängt in meinem Zimmer an der Wand und erinnert mich jeden Morgen nach dem Aufstehen aufs Neue daran. Ich werde Geysire erleben, Islandpferde reiten, schweflige Quellen riechen, Vulkanasche fühlen… und hoffentlich das Polarlicht sehen.
Es ist nur für eine Woche, mehr kann ich mir nicht leisten, aber ich weiß jetzt schon, dass es unvergesslich werden wird.
Und ein Traum erfüllt sich. Ich kann einen weiteren Haken auf meiner imaginären Liste machen.

2 Kommentare:

  1. Wie viel Platz is in deinem Handgepäck noch frei??

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  2. Und? Hast du dir jetzt eigentlich das Buch noch mal bestellt gehabt?

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