Margaret Thatcher ist tot.
Natürlich habe ich als Nicht-Britin und Unter-Dreißig-Jährige nicht viel von der Thatcher-Ära erlebt. Aber dass die Meinungen über die rigorose Ex-Premierministerin auseinandergehen, das habe ich nach ihrem Tod sehr schnell mitgekriegt.
Ich habe es heute so erklärt bekommen: Maggie hat aufgeräumt in einem Großbritannien, das vorher jahrelang von einer schlechten Regierung heruntergewirtschaftet wurde und kurz vor dem Kollaps stand. Nicht alles hat sie zum Positiven verändert, aber sie stand felsenfest mit einem unglaublich eisernen Willen, an dem sich so mancher die Zähne ausbeißen konnte. Und so stellte sie Ordnung her, genau so wie es ihren Vorstellungen entsprach. Allerdings eine sehr kontroverse Ordnung. Sie war genau so beliebt wie sie verhasst war.
Die Hassgründe sind einleuchtend. Steuern und Privatisierungen, Falkland Krieg, Abschaffung der kostenlosen Schulmilch, Schließung der Kohlminen, daraus resultierende Arbeitslosigkeit... die Anklagepunkte sind endlos.
Ich kann die Frustration und auch den Hass irgendwo auch verstehen. Aber eines muss ich mich doch fragen, und dies gab auch den Anlass für diesen Artikel. Ist es wirklich nötig, aufgrund Margaret Thatchers Tod in Jubel auszubrechen? Parties und Freudenfeste zu veranstalten? Ist es wirklich notwendig das olle Lied vom Wizard of Oz "Ding Dong, the witch is dead" auf Platz 2 der Charts zu katapultieren?
Ich finde dieses Verhalten ziemlich erbärmlich. Heute Morgen hat ein Handy im Zug auf dem Weg zur Arbeit geklingelt. Der Klingelton war eben genanntes Lied. Die Handybesitzerin war vielleicht gerade einmal Zwanzig Jahre alt und muss zu Thatchers Zeiten noch in Adams Wurstkessel geschwommen sein.
In den letzten zehn Jahren war sie doch nur eine perfekt frisierte alte Dame mit Demenz, die einen ruhigen Lebensabend verbrachte. Sie war Mutter, bestimmt auch Großmutter. Und ihr Tod muss für ihre Angehörigen unfassbar traurig sein. Was muss ihre Familie empfinden, wenn die Trauerprozession diesen Mittwoch am Trafalgar Square vorbeiführt, wo zur selben Zeit eine riesige Anti-Thatcher Party stattfindet. So etwas ist in höchstem Maße respektlos und einfach inakzeptabel.
Stress vorprogrammiert. Aber ich hoffe, dass die Beerdigung ohne Zwischenfälle über die Bühne geht. Ohne Krawalle von hormongeschwängerten Raufbolden, die solche Ausnahmesituationen für ihre ganz persönlichen Sekunden des Ruhmes nützen. Ohne Ding Dong Song.
Ich wünsche Margaret einen würdigen Abschied, denn den hat sie verdient - ungeachtet dessen, was in der Vergangenheit passiert ist. Am Ende war sie doch nur ein Mensch.
Ich kann diesen Hass nach so vielen Jahren auch nicht ganz nachvollziehen.
AntwortenLöschenSie war zwar eine hartherzige "Herrscherin", aber doch kein Diktator.
...and at the end of the day* ist sie ein Mensch, der gestorben ist.
*Ist das eigentlich ein gebräuchlicher Ausdruck oder nur eine Hollywood-Erfindung?