Samstag, 21. September 2013

You! Yes you! Stand still laddy!

Im Englischen gibt es eine ganz einfache Bezeichung für eine Liste mit Dingen, die man bis an sein Lebensende gemacht haben möchte: Eine 'Bucket List'.
Ich habe so eine Bucket List. Sie ist nicht niedergeschrieben, sondern wabert imaginär in meinen Gehirnwindungen herum. Manchmal hake ich Sachen ab von denen ich nicht einmal wusste, dass der Wunsch sie zu erleben überhaupt existierte. Zum Beispiel einen Moment auf dem Roten Teppich erleben, oder Stephen Hawking treffen. Oder auswandern.
Manchmal existieren Einträge schon seit meiner Kindheit. Zum Beispiel nach Island reisen und die Nordlichter zu sehen und Islandpferde zu reiten. Solche Sachen abzuhaken sind am Besten.
Einige Einträge müssen aussortiert werden. Der Kindheitswunsch in einer Badewanne voller grüner Wackelpudding zu sitzen ist doch nicht mehr so aktuell. 
Und dann gibt es noch generelle Erlebnisse, die sich anhäufen und nur darauf warten endlich erlebt und abgearbeitet zu werden. Zum Beispiel will ich mal in die USA. Ich würde auch gerne in Paris den Père Lachaise Friedhof besuchen. Eigentlich stehen ziemlich viele Länder auf der Liste. Und Ereignisse. Das Tomaten Festival in Spanien sollte mal erlebt sein. Oder Karneval in Rio.

Ich wollte schon lange einmal ins Wembley Stadium.
Und seit ich vor ein paar Jahren Pink Floyd für mich entdeckt habe, steht auf der Bucket List dick und fett unterstrichen, Roger Waters live zu sehen, so lange er noch tourt. Er ist schon 70 Jahre alt, wer weiß wie lange er noch so fit bleibt.

Und gestern konnte ich endlich diese beiden Sachen abhaken. Mein erstes Konzert im Wembley Stadium: Roger Waters The Wall Live.
Boom Shaka Laka!!!

Zehn Monate lang habe ich diesem Abend entgegengefiebert.

Die paar Tage vor dem Konzert waren etwas hektisch, weil uns auffiel, dass die Tickets nie bei uns angekommen waren. Noch eines der vielen Dinge, die bei uns im Moment verschwunden sind. Die Diebe in unserer Straße haben wieder zugeschlagen. Am Ende war es kein Problem. Die Tickets wurden storniert, und Ersatztickets am Schalter in Wembley hinterlegt. Puh.

Der erste Eindruck, als wir aus der Wembley Park Tube Station kamen. Im Hintergrund sieht man schon die Menschenmasse in Richtung Stadion laufen.


Wir kamen näher und näher


Wir standen an einer langen Schlange, um unsere Tickets abzuholen. Endlich am Schalter angekommen wurde uns mitgeteilt, dass wir falsch waren und auf die Westseite mussten. Nochmal anstehen. Langsam wurden wir etwas nervös. Aber schließlich bekamen wir endlich die zwei Papierstreifen, die uns zum besten Konzert unseres Lebens bringen sollten.

 

Wir hatten seit dem Frühstück keine Zeit mehr gehabt etwas zu essen, also reihten wir uns wieder in eine Warteschlange ein. Diesmal für einen Hamburger.
5 Pfund (etwa 6 Euro) kostete ein wenig Kuh mit bröseligem Brötchen


Das sollte leider nicht das einzige Mal sein, dass ich mich von der ganzen Wembley Organisation ausgeraubt fühlte. Ich hatte eine Plastikflasche Wasser dabei, denn auf der Website hatte ich gelesen, dass dies erlaubt war. Was dort nicht stand war, dass nach der Durchsuchung der Schraubverschluss entfernt wurde. Keine Deckel erlaubt. Gibts denn sowas?


 Gut, ich balancierte eben eine offene Flasche Wasser durch die Gegend. Die war eigentlich nur für den Notfall gedacht. Wir holten Bier. 500ml Carlsberg, Plastikflasche ohne Deckel. Umgerechnet 5.85 Euro. Was zum Teufel?? Ach deswegen saßen vor dem Stadium so viele Leute auf dem Boden und tranken Wodka und Whiskey pur aus der Flasche. Versuchten vor dem Konzert mal schnell so betrunken wie möglich zu werden um die Wucherpreise zu umgehen. Ob dieses Konzept so gut aufgeht?

Vergessen waren die Bierpreise. Wir betraten das Stadium und der Anblick war atemberaubend.


Wie in einem Ameisenhaufen wuseln die Leute zu ihren Sitzen und Stehplätzen.


All die roten Plastiksitze würden innerhalb der nächsten halben Stunde nicht mehr zu sehen sein.
Es wurde langsam dunkel


Und dann ging es los. Wie ein Feuerwerk. Die Bühnenshow, unglaublich! Roger, so fit. Die Songs, die Stimmung, die Leute, die Lichter, die Mauer... mir stand der Mund offen. Gigantische Marionetten, Fotos von Opfern terroristischer Attacken, Soldaten, Ein Schulchor, Snowy White, G.E. Smith, Ahhhhhhh, die Mauer wird Stein für Stein, Song für Song ein Stück mehr. Schließlich, der letzte Stein. Stille. Pause.



Mehr sündhaftteures Bier. Ich stehe in einer Warteschlange für die Toilette. Bestimmt hundert Frauen vor mir. Egal, alles egal. Ich bin verzaubert.
Gerade rechtzeitig komme ich zurück für die zweite Hälfte. Ein riesiges schwebendes Schwein, Roger ist als Diktator verkleidet und schießt mit einem Maschinengewehr auf die Zuschauer. Für eine Sekunde stelle ich mir vor, dass es echt ist und habe Angst um mein Leben. Ich bin total aufgesaugt von der Vorstellung. Und schnell, viel zu schnell ist es vorbei. Ich heule fast, ich will nicht dass es vorbei ist...


Ich wachte erst wieder auf, als wir uns mit tausendenen von Menschen aus dem Stadion schoben. So viele Leute, es war fast schon beängstigend. Aber niemand drängelte, niemand schubste. Hin und wieder streifte ein Marihuana Schwaden unsere Nasen. Restliche Getränke wurden geleert, Melodien gesummt. Es herrschte eine ganz eigenartig friedliche Atmosphäre. Langsam bewegte sich der Zug in Richtung U-Bahn, wo wir von Helfern in Leuchtwesten erstaunlich professionell abgefertigt und auf den Heimweg geschickt wurden.

Schön war's.

6 Kommentare:

  1. Hallo! :)
    Nachdem ich nach einem Au pair Blog gegoogelt habe bin ich auf deinen gestoßen! Und da ich London liebe habe ich angefangen ihn vor ner Wohe zu lesen.
    Und ich find ihn richtig cool!
    Ich habe mir jetzt in den letzen Tagen deinen ganzen Blog durchgelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte ;)
    Du schreibst so toll und interessant da kann man gar nicht aufhören!
    Also was ich eigentlich sagen wollte mach weiter so!

    Liebe Grüße aus Berlin!
    Chantal :)

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  2. Liebe Chantal,

    vielen Dank für den netten Kommentar!

    Viele Grüße nach Berlin (ich liiiiebe Berlin!!!)

    Sarah

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  3. Mir ging es grad wie so vielen hier schon: ich hab irgendwie deinen Blog entdeckt, die ersten Einträge über die Sargnägel gelesen und dann war ich angefixt und konnte nicht mehr aufhören, haha. Du schreibst ganz ganz wunderbar! Bitte mehr davon! ;-)

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    1. Vielen Dank! Ich denke noch gerne an die Sargnägel zurück. Mit den beiden hatte ich jedenfalls immer genug Schreibstoff :-)

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  4. Hallo Sarah!
    Ja Berlin ist schon ne tolle Stadt! London aber auch! :)
    Wann kommt denn mal wieder was neues von dir?
    Warte schon ganz gespannt^^ :P
    Viele Grüße
    Chantal

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