Samstag, 25. April 2009

Tag 7 - Tip me or die

Die ganze Familie hat sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Nur mir scheint nach wie vor die Sonne aus dem Arsch.

Hostmum hat sich heute krank schreiben lassen und ist Zuhause geblieben. So hatte ich unerwartete Freizeit und konnte auschlafen und ausgiebig duschen. Eigentlich wollte ich den ganzen Tag mit ein paar Zeitschriften faul in der Sonne liegen, aber dann hätte ich für heute keinen Schreibstoff gehabt. Ein Abenteuer musste her, aber schnell.

Und so beschloss ich heute Nachmittag ins 10 Minuten entfernte Bexleyheath zu fahren. Wieder eine andere High Street, in der ich bisher aber noch nicht war.

Zunaechst musste ich einen Bus einfangen. Dazu verlässt man einfach nur das Haus, stellt sich an die Strasse, wartet bis ein Bus kommt, macht winkend auf sich aufmerksam und steigt ein. Wer braucht denn schon markierte Bushaltestellen? Der Busfahrer jedenfalls nicht.
Ich finde diesen Service genial!



Bexleyheath war hektisch. Die Schule war gerade aus, als ich ankam und Hunderte von Harry Potters und Hermine Grangers stürmten die Fussgängerzone, setzten sich in dichten Trauben mitten in den Weg, stürmten mit lautem Geschrei Pizza Hut und ueberfüllten sämtliche Busse. Ein einzelner Bobby versuchte die britische Ordnung herzustellen, was aber nicht wirklich gelang. Übrigens war das mein erster Bobby. Ich fand ihn toll.
Nach ein paar Minuten konnte ich nur zu gut verstehen, warum die meisten Geschäfte Schilder aushängen, die den Zutritt von Schülern verbieten.







Fuer mich war natürlich wieder alles spektakulär und bestaunenswert. Ich war in jedem einzelnen Laden und hab mich total zusammenreissen müssen, nicht mein komplettes Budget mal kurz wegzushoppen. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen: "Das ist nur Bexleyheath! Warte mal, bis du in die richtigen Shoppingareas kommst!"

Im Trend sind grade übrigens seltsame Jogginganzüge in Samtoptik, die es in Neongelb, -grün oder -pink zu kaufen gibt. Bevorzugt werden sie von den zahlreichen schwangeren 14-jährigen getragen. Hm, ich schätze mal, diesen Trend lass ich lieber aus. Das schwanger werden UND die Anzüge.
Übrigens ist Doyle Bramhall II. der einzige, der Anzüge in Samtoptik tragen kann und damit sexy aussieht.


Doyle Bramhall II (Videoframe)

Ich hab Geschäfte gefunden, die ausschliesslich Glückwunschkarten verkaufen. Für jeden Anlass, für jedes Familienmitglied.
Es gibt Buchläden, die fast nur Biographien verkaufen... ich wusste nicht, dass Jennifer Aniston schon eine solche hat. Und Tom Hanks und Ashton Kutcher. Letzterer ist grade mal 30 ^^ Aber ich finds prima.

Nach ein paar Stunden war ich total reizüberflutet von den ganzen Eindrücken, den vielen Menschen, den tausend Sachen... ich brauchte dringend eine Pause. Ja okay, ich wollte ein Bier. Dafür hatte ich mir "The golden Lion" ausgeguckt, einen grossen Pub in der High Street. Ich glaub ich werd Pub-süchtig.



Es war ein gemütlicher Laden mit jungem Publikum, den typisch dunklen Holzmöbeln und einer langen Theke. Auf den Monitoren in der Ecke wurde Pferderennen übertragen, und es lief chillige Clubmusik. Ich war noch ganz in die Betrachtung versunken, bis ich merkte, dass irgend ein Typ schon die ganze Zeit auf mich einredete.

"WHAT?" (Verdammt!)

"Sorry?" (Schon besser)

"Pardon?" (Perfekt)

Ich hab ihn nochmal auf Anfang gedreht und erfahren, dass er Robert heißt, aus Bromley kommt, mir den Chicken Breast Burger empfiehlt und einen Drink ausgibt. Alles klar, Robert. Nur drei Minuten später hatte ich ein Pint Foster`s und einen Zettel mit seiner Telefonnummer. Alles klar. So kontaktscheu sind die Briten doch gar nicht. Aber anrufen werd ich trotzdem nicht. Robert hat ein wenig wenig Haare auf dem Hinterkopf.

Den Chicken Breast Burger hab ich wirklich probiert. Dieser Pub ist ein echter Insider. Fuer 3.50£ kriegt man ein Getränk (auch Guinness und Foster`s, die ja allein schon über 3£ kosten) und dazu einen Burger mit Pommes oder Sandwich mit Salat.

Ach ja, das Trinkgelddrama. Ich versuchs immer wieder... aber entweder ist es nicht üblich in England... oder die raffen nicht, was ich von ihnen will. Ich runde Eurolike und versuch es entweder mit "das stimmt so" oder nenne den Betrag, den ich bezahlen möchte. Stur bekomme ich jedes Mal das Wechselgeld zurück. Und wegen niedlichen 0.15£ dann abzuwinken oder es "großzügig" dem Barkeeper zuzustecken (Hallo, 0.15£?)... das ist mir irgendwie zu peinlich. Ich glaub ich lass die Versuche jetzt einfach.

Die letzte Aktion in Bexleyheath war, dass ich mir eine Oyster Card besorgt habe, mit der ich ab jetzt die öffentlichen Verkehrsmittel bezahle und ne Menge Geld spare. Ich kann sie wie eine Geldkarte mit einem bestimmten Betrag aufladen und nach Betreten des Busses über einen Scanner ziehen. Der Betrag für die Fahrt wird dann abgebucht. Eine einfache Fahrt kostet nur 0.90£ statt 2.00£ Und mehr als drei Fahrten am Tag braucht man nicht zu bezahlen. In der Underground und mit dem Zug funktioniert es nochmal anders. Ich werds in den nächsten Tagen nachlesen.



Der Busfahrer konnte sich auf dem Heimweg noch an mich erinnern und hat mich genau an der selben Stelle rausgelassen, an der er mich eingesammelt hat: Direkt vor der Haustür. Wie gesagt, genialer Service. Und nein, dort gibt es wirklich keine Bushaltestelle.

So, jetzt geh ich mich noch ne Runde ärgern: Mein Steckdosenadapter funktioniert nicht mehr und ich sollte dringend mein Handy laden. Morgen in Bromley werd ich einen Neuen kaufen müssen. Japp, Bromley. Neue Herausforderung... dort werd ich morgen mal rausfinden wo mein zukünftiges College ist. Der Englischkurs wird demnächst anfangen.

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