Montag, 20. August 2012

Vandalismus oder Kunst?

Heute habe ich einen Banksy auf der Straße gefunden.

Auf einer Mauer vor einem Wohnhaus lag ein Stapel alter Bücher, eine zerkratzte DVD und eine Leinwand mit einem Banksy Druck. "Help Yourself" stand auf einem Zettel. Und das tat ich. Klemmte das Bild unter den Arm und marschierte schnurstracks nach Hause damit.

Den Affen hatte ich schon:


 Und jetzt kommt noch die gefundene Ratte mit Schirm und Aktenkoffer dazu:


Banksy ist Kult. Immer schön anonym pflastert er die Mauern dieser Welt mit seinen satirischen, ironischen, sarkastischen, lustigen und nachdenklichen Schablonen und Skulpturen zu. Auch in London hat er schon so einige Dinger gedreht. Nur leider kommt die Stadt überhaupt nicht mit dieser Art von Kunst klar und entfernt so viele wir nur möglich.
Ich mag ihn, diesen ominösen Typen, dessen Identität nie richtig aufgeklärt wurde, obwohl es eine komplette Dokumentation über ihn gibt. Er hat gute Ideen, klare Ansichten. Dreht die Perspektive, schwimmt gegen den Strom.

Weiter so, Banksy.

Mittwoch, 1. August 2012

Return to Sender

Seit wir in die Wohnung unter dem Dach eingezogen sind, bekommen wir vermehrt Post. Leider ist eher selten mal etwas an uns addressiert. Es sind vielmehr tonnenweise Briefe an die Vormieter, die da durch den Briefkastenschlitz auf die Fußmatte segeln. Briefe an Leute, die schon seit Jahren weggezogen sind. Insgesamt adressiert an acht verschiedene Namen.

Anfangs habe ich immer brav "Return to sender" draufgekritzelt und wieder in eine Postbox geworfen. Dann allerdings hat sich heraugestellt, dass nur die wenigsten dieser Briefe einen Absender aufweisen können. Einige der zurückgeschickten Briefe wurden prompt wieder zugestellt.
Ich fragte die Vermieter, ob sie wohl die eine oder andere neue Adresse der ehemaligen Mieter wüssten. Fehlanzeige.  

So gingen wir irgendwann ganz gedankenlos dazu über, diese Briefe in einer kleinen Küchenschublade zu sammeln. Ich weiß nicht, warum wir sie nicht einfach wegwarfen, aber irgendwie schien es einem nicht in den Sinn zu kommen. Sind ja Briefe! Briefe sind heilig. Ich liebe Briefe. Und ich bin alt genug um sagen zu können: "Damals, als es noch kein Internet gab..." Okay, wahrscheinlich gab es das Internet schon, aber ich hatte noch nie davon gehört. Im Nachhinein finde ich es wirklich erstaunlich, dass man damals ohne Google überleben konnte. Es war schon ein wenig umständlich. Hausaufgabenrecherche in schwer verständlichen Geschichtsbüchern von den oberen Regalfächern der örtlichen Bücherei zu betreiben. Echt ätzend. Und dann, wenn man wirklich etwas wissen wollte, musste eben Rat per BRIEF suchen. Wie das eine Mal, als ich gerade zwölf war und eine absolute Lieblingsautorin hatte: Lise Gast. Ich wollte ihr so gerne einen Brief schreiben, doch hatte keine Ahnung wo sie wohnte. Vielleicht war man ohne Internet auch irgendwie cleverer, denn ich klügelte irgendwann aus, an wen ich mich wenden musste. Ich schrieb einen Brief an den Verlag, bei dem die Bücher herausgebracht wurden. Die Adresse fand ich in der Innenseite des Buchdeckels. So sehr ich auch nachdenke, ich kann mich nicht mehr an Wortlaut oder Inhalt des Briefes erinnern. Aber ich erinnere mich, dass einige Zeit später ein Antwortbrief vom Verlag kam. Mein Vater brachte ihn eines Abends etwas misstrauisch in mein Zimmer. Und leider wurde mir mitgeteilt, dass Lise Gast zu dem Zeitpunkt schon seit zehn Jahren verstorben war. Mit Google hätte ich innerhalb von zwei Sekunden herausfinden können, was damals tagelang gedauert hat.
Trotzdem werden Briefe nie ihre Magie verlieren. Und immer wenn ich heutzutage noch einen bekomme, einen Echten, einen Handgeschriebenen, dann kommt das alte Gefühl von damals zurück. Als man sich noch Briefe schrieb. Besonders der Moment vor dem Öffnen, den man so richtig auskosten und in die Länge ziehen kann.

Und jetzt stieß ich neulich beim Putzen auf diese Schublade und entdeckte, was für ein Stapel sich da mittlerweile angesammelt hatte. Briefe. Weiße Umschläge mit geheimnisvollem Inhalt. Mit nur einem Fehler: Nicht für mich.
Soll ich sie einfach wegwerfen? Ist ein Brief auch noch ein Brief, wenn er für immer ungelesen bleibt? Soll ich sie einfach aufmachen?
Zugegeben, es juckt mich in den Fingern.