Donnerstag, 24. Januar 2013

Deutsche Sprache, plöthe Sprache

Mein Deutsch wird immer schlechter. Fakt.

Das Schreiben geht mir nicht mehr so einfach über die Finger. Früher habe ich nie darüber nachdenken müssen. Meine Hände fuhrwerkten wie von alleine über die Tastatur, in Direktverbindung mit dem Sprachzentrum in meinem Hirn. In irgendeiner Synapse gab es eine riesige Sammlung melodischer und zumeist überflüssiger Adjektive - ach, wie liebe ich Adjektive - und ein hirneigens angelegter Duden prüfte die Rechtschreibung noch bevor die Worte auf dem Papier oder Monitor erschienen. Das alles ging in Sekundenschnelle. Und jetzt sitze ich hier und denke eine halbe Minute darüber nach ob man Sekundenschnelle auch wirklich groß schreibt. Und schreibt man groß auch wirklich klein? Und wie schreibt man schreibt? Sieht komisch aus.
Mein Wort-Archiv ist eingestaubt und die Türen sind ein wenig eingerostet. Die Kommunikation des Sprachzentrums mit den tippselnden Händen funktioniert auch nicht mehr so gut, weil das Zentrum sehr oft lieber wunderschöne englische Phrasen auf den Weg schickt, die sich nicht so gut ins Deutsche übersetzen lassen. Die Finger stolpern hinterher und hinterlassen das wirrste gedeutschenglischste Kuddelmuddel.

Mein Deutsch geht kaputt!

Was soll ich nur tun? Meine eigene Schreibe kommt mir so fremd vor. Ich habe mir überlegt, mal ein paar deutsche Bücher bei Amazon zu bestellen - zum Sprachschatz auffrischen. Und wahrscheinlich sollte ich mir selbst Hausaufgaben aufgeben und jeden Tag ein wenig schreiben. Am Besten hier im Blog. Bitte habt Nachsicht mit meiner selbsternannten Schreib-Physiotherapie.
Irgendwelche Buchempfehlungen?

Sonntag, 20. Januar 2013

The white stuff

London wurde in der letzten Woche von Katastrophen heimgesucht.

Erst ein Hubschrauber, der morgens zur Rush Hour in Vauxhall auf die Straße knallte und explodierte, am nächsten Tag wurde dann wieder zur Rush Hour der belebte Victoria Bahnhof evakuiert wegen eines brennenden Zuges, und jetzt noch das! Auf der Skala von Englands schlimmsten Ereignissen ganz oben: Schnee.

Schon tagelang in Sondersendungen angekündigt, aber irgendwie scheint es die öffentlichen Verkehrsmittel doch jedes Mal ganz überraschend zu treffen.

Am Freitag fallen die angekündigten drei Schneeflocken, und schon haben wir den Salat. "Shit has hit the fan", würde der Engländer sagen. Ich werde von der Arbeit schon am frühen Nachmittag nach Hause geschickt, weil ich eine weite Anreise habe. IST JA SCHNEE! Etwas verwundert, aber doch ganz erfreut gehe ich berieselt von der einen oder anderen Flocke zum Bahnhof. Die Straßen sind frei, der Verkehr fließt flüssig. Alles gut.

Aber am Bahnhof muss ich feststellen, dass meine Zuglinie außer Betrieb gesetzt ist. Nichts geht mehr. Die Züge konnten den heftigen Einschlägen der Flöckchen nicht stand halten. Die sind ja aber auch empfindlich, diese tonnenschweren Eisenwagons.

Ein Bahnhofsarbeiter taucht auf, mit einer gigantischen Schneeschaufel bewaffnet. Mit ohrbetäubendem Kratzen und Knirschen schippt er den Hauch eines weißen Pülverchens von der Bahnsteigkante. Ich wechsle das Gleis und schaffe es irgendwie nach London Victoria, das eigentlich überhaupt nicht in meiner Richtung liegt. Mein Ticket ist nicht einmal gültig, aber das interessiert heute niemanden. IST JA SCHNEE! Dort erwarten mich hunderte von Menschen, die nach oben auf die Anzeigetafeln starren, und die gecancelten und verspäteten Züge studieren. Es hat mittlerweile aufgehört zu schneien.

Zwei Stunden später komme ich Zuhause an. Der Zug, den ich schließlich noch erwische, legt die ganze Strecke im Schritttempo zurück. IST JA SCHNEE!

Am Abend geht es im BBC Sender nur um das Schnee"chaos". Das Gras im Park ist nicht einmal bedeckt. Kinder wurden früher von der Schule heimgeschickt, und werden beim Schlittenfahren gezeigt. Die Hänge sind schmutzig schwarz anstatt weiß. Ich bin genervt von Schnee.

Und jetzt hat es heute Morgen wieder angefangen. Diesmal ist es wohl richtiger Schnee. "The good stuff!" sagt der Gawjus und reibt sich vergnügt die Hände. Ich werde heute kein BBC einschalten.


Ob ich es morgen wohl zur Arbeit schaffe?