Dienstag, 28. Februar 2012

Machine Gun Man

Wer in Camden Town von Hunger geplagt wird, der hat ja genug Auswahl. Ein Fressstand reiht sich an den Nächsten. Ein kulinarisches Abenteuer nach dem anderen. Überall werden einem frittierte Hühnerstücke entgegengestreckt, nimm mich, nimm mich, kauf mich, kauf mich, nur fünf Pfund, iss soviel du willst, nur vier Pfund, drei Pfund, Getränk inklusive, iss, friss, sättige dich, stopf dir das Gesicht voll, Nudeln, Reis, Undefinierbareszeugsmitfremdklingendennamen, paniert, frittiert, flambiert, fang doch endlich mal an zu ESSEN!!!!
Reizüberflutet nimmt man schließlich seine Alubox voller Reis mit Scheiß entgegen, unsicher, ob man sich die nächste Nacht mit Lebensmittelvergiftung über den Porzellanmöbeln krümmt, oder ob Undefinierbareszeugsmitfremdklingendennamen von Natur aus so seltsam schmeckt.

Aber trotzdem kann man nur selten den Gerüchen und der Atmosphäre widerstehen. Früher oder später landet fast jeder Camden Town Besucher bei den Fressständen und lässt sich eine Schale gemischtes Allerlei zusammenstellen.

Mich zieht es immer wieder zum Hong Kong Stand, der sich direkt auf der rechten Seite der Chalk Farm Road befindet, sobald man auf dem Weg von der Underground Station den Kanal überquert. Der Reis mit Scheiß ist ganz gut, und außerdem gibt es dort diesen Typen, der seine Gerichte wie ein Maschinengewehr herunterrattern kann.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Haggis, Neeps and Tatties

Die spinnen, die Schotten. Das glaube ich zumindestens seit der schottischen Putzkolonneninvasion im August 2010. Und jetzt bekam ich auch noch Gelegenheit dazu, eine ganz besonders abstruse kulinarische Absonderlichkeit kennenzulernen.
Mittlerweile bin ich Allesfresser. Man lebt nur einmal, da sollte man auch alles einmal ausprobiert haben. Jedenfalls bin ich dieser Meinung seit Island, wo in nur einer Woche so ziemlich alles auf den Tisch kam, das dort im hohen Norden so kreucht und fleucht. Hai, Wal, Wels, Rentier, Papageientaucher, Seeteufel... alles durch. Kürzlich gab es Wachteln, und letzte Woche habe ich einen Hasenbraten bekommen. In den letzten 14 oder so Monaten habe ich mehr Sachen probiert, als davor in meinem ganzen Leben.
Aber vor nichts habe ich mich bisher so gegruselt, wie vor Haggis. Natürlich sind es die Schotten, die ein von innen nach außen gestülptes Schaf als ihr Nationalessen ansehen. Kann sowas schmecken? Haggis. HÄGGIS, alleine der Name hört sich schon an wie erbrochen.
Ich musste es herausfinden. Der Entschluss kam, als mir dieses Teil hier in die Hände fiel:



Dies ist Anfängerhaggis. Normalerweise werden Schafsherz, -leber und – lunge in einen Schafsmagen gepresst. Hier haben wir aber stattdessen das ganze Zeug in einer schicken Plastikhülle.
Kartoffelpüree isst man dazu, sagen meine schottischen Arbeitskollegen. Tatties.
Und Steckrübenpüree. Neeps.
Gesagt, gekocht:



Die Pellenfüllung sprang mir fast entgegen, als ich das Plastik aufschnitt. Eine braune Masse, mit gelben Kügelchen. Irgendwie sah das Ganze ziemlich halbverdaut aus. Und roch ein wenig nach Schaf und Leberwurst.
Es kostete Überwindung, die erste Gabel zum Mund zu führen, aber dann war es geschafft. Und so ganz übel war es nicht einmal. Es schmeckte wie es roch. Ein wenig nach Schaf und Leberwurst. Und wenn ich im Moment des Kauens nicht an Kadaver dachte, und daran, was diese gelben Kügelchen jetzt eigentlich genau waren, dann war es sogar teilweise echt ganz gut. Aber ein Lieblingsgericht wird es niemals werden. Die spinnen doch echt, die Schotten.

Extreme Fishing

Achtung, dieses Video zeigt am Ende die unbarmherzige Enthauptung des armen kleinen Fischies. Und Gedärme.



Musik: Vampire Weekend - A Punk