Freitag, 22. Oktober 2010

Tag 546 - Alles auf Liebesspieler

Neulich im Charity Shop.
„Am Samstag gehen wir zu den Doggies, bist du dabei?“ fragte Managerin Jane, als wir gerade die Weihnachtskarten ins Regal sortierten.
„Doggies?“ Ich scannte mein Gehirn nach irgendeinem Zusammenhang.
„Na, die Dogs!“ Jane schaute mich an, als hätte ich die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton verpasst.
„Eishockey?“ Das war das Erste, das mir in den Sinn kam.
Jane schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Eishockey? Mädchen! Du hast die Dogs noch nicht gesehen? Sheila, komm mal her! Die hier ist jetzt schon so lange in England und war noch nie bei den Dogs!“
„Noch nie bei den Dogs??“ fing jetzt auch Sheila mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Da hast du aber etwas verpasst.“
„Oh ja, die Dogs!“ mischte sich plötzlich eine Kundin ein. „Wir sind früher jede Woche gegangen, aber jetzt hab ich Hüfte. Und das lange Sitzen tut meinen Hämorrhoiden auch nicht so gut.“
„Was sind denn nun die Dogs?“ fragte ich mehr als ungeduldig.
Und alle drei antworteten einstimmig:
„Dogs! Hunde! Rennbahn! HUNDERENNEN!“

Hunderennen!

In Deutschland seit einigen Jahren verboten, doch in Großbritannien nach wie vor ein sehr beliebter Sport, und bestens geeignet zum Wetten. Die Briten lieben ja ihre Wetten. Zu jeder High Street gehört auch mindestens ein Wettbüro.
Noch spannender fand ich jedoch die Aussicht auf die Greyhounds, die im Rennen gegeneinander antreten. Manchmal lief mir schon der eine oder andere auf dem Schulweg oder im Park über den Weg Ich finde diese Hunde faszinierend, mit ihren athletischen Körpern und geradezu winzigen Köpfen. Es ist eine Schande, dass so viele von ihnen getötet werden, wenn sie nach drei oder vier Jahren für die Rennen nutzlos werden. Diese Tatsache hat mich auch schwer überlegen lassen, ob ich überhaupt mit auf die Rennbahn gehen sollte, um die Tierquälerei nicht zu unterstützen.
Aber einmal gemacht haben wollte ich es dann doch.


So fand ich mich Samstagabend mit drei meiner Charity Ladies vor der Windhunderennbahn wieder. Man konnte schon von weitem das Bellen und Kläffen von ungefähr 70 aufgeregten Hunden hören, als wir 6 Pfund Eintritt bezahlten und jeder ein Programmheft in die Hand gedrückt bekam. Zwölf Rennen würden stattfinden.



In der Dämmerung passierten wir das Stadion und betraten eine große Halle, von wo aus man die Rennen hinter einer Glasscheibe und auf Monitoren verfolgen konnte. Eine Bar gab es, eine Frittenbude und mehrere Wettschalter.
Der Ehemann von Jane tauchte aus dem Nichts aus und brachte uns zwei Flaschen Wein an unseren Tisch direkt am Fenster. Noch ein paar ‚Nibbles’ zum Knabbern ausgepackt, dann wurde sich mit hoher Konzentration dem Programmheft gewidmet.


In jedem Rennen würden sechs Hunde starten. Im Programm konnte man sehen, in wie vielen Rennen diese schon zuvor gelaufen waren, welche Platzierungen sie erreicht hatten und einige zusätzlichen Informationen mit Einschätzung. So konnte man sich ausrechnen, welcher Hund wohl gute Chancen hatte, das Rennen zu gewinnen. Ich entschied mich 50 Pence auf einen Hund mit dem Namen Mindmeheadmum zu setzen, der schon 10 Mal den ersten Platz erreicht hatte und 14 Mal den Zweiten.
Die Hundenamen waren ja so was von lächerlich. Da gab es Thirsty Rooney, Hush Honcho, Be Nice und Bringinhersunny. Ich setzte außerdem noch weitere 50 Pence auf I Went Whoosshh, einfach nur des Namens wegen.


I Went Whoosshh würde im ersten Rennen starten. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ihn, als die Trainer die startenden Hunde am Fenster vorbeiführten. Ein fast nachtschwarzes Tier mit Startnummer zwei. Alles klar, es konnte losgehen.
Ich erwischte mich auf der Stuhlkante hibbelnd am Fenster klebend, als mich plötzlich die Atmosphäre ansteckte. Die Halle hatte sich sehr gut gefüllt mit Leuten allen Alters. Familien, Pärchen, Stammtischbrüder, Mädchen in kurzen Röcken und schrillem Lachen, aufgeregt herumrennenden Kindern und Omis mit Gehwägelchen. Vor den Wettschaltern bildeten sich lange Schlangen.


Die Hunde wurden in die Startboxen geführt. Das Signal schrillte und augenblicklich verwandelten sich die bis dahin noch sehr ruhigen Hunde in bellende Furien, die den Start kaum mehr erwarten konnten. Und da kam auch schon der Hase. Ein orangenes Plüschteil, das nur entfernt an einen Hasen erinnerte, wurde auf einer Schiene entlang der Rennbahn gefahren. Die Boxen öffneten sich, als der Hase auf selber Höhe war, und schon kamen sechs zähnefletschende Bestien herausgestürzt und jagten dem Stück Fell hinterher. Die Stimme des Kommentators überschlug sich, man verstand nur geleierte Bruchstücke wie „oneonetwooneboooneoneone…“ und nach 23 Sekunden war es vorbei. Die Hunde bekamen Leckerli und durften für eine Weile an einem großen Plüschtier kauen, für das Erfolgserlebnis. I Went Whoosshh kam übrigens als Letzter ins Ziel. Man hörte links und rechts das Zerknüllgeräusch von Wettscheinen. Nur ich behielt meinen als Andenken.



Nach jedem Rennen war 10-15 Minuten Pause, somit zog sich der Abend sehr lange. Aber meine Ladies waren eine tolle Gesellschaft. Wir tranken Wein und aßen Bombay Mix und fettige Pommes. Ich versuchte immer wieder ein Foto der rennenden Hunde zu machen, aber meine Kamera konnte diesen Bruchteil einer Sekunde nicht wirklich einfangen.
Im 8. Rennen gewann mein Hund! Mindmeheadmum hatte nach Zielfoto als Erstes die Linie überquert. Stolz bin ich zum Wettschalter und nahm meinen Gewinn von 1 Pfund 20 Pence in Empfang.

Hunderennen in England. Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung, auch wenn sie einmalig bleiben wird. Es tut mir so sehr Leid um diese wunderschönen Tiere.
Vielleicht wird es hier ja auch eines Tages verboten.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Tag 542 - Five working Days

Nach wochenlanger Anstrengung, Sorge und Frustration ist es jetzt doch passiert:

ICH HABE EINEN JOB!!!

Anfang letzter Woche saß ich im Bus, als plötzlich mein Handy mit einer Londoner Nummer klingelte. Einladung zum Vorstellungsgespräch! Gleich am nächsten Tag sollte es stattfinden. In einer Apotheke im Süden Londons, unweit Tower Bridge mit Aussicht auf den Gherkin.
So gut wie es ging, hab ich mich am Abend vorher noch vorbereitet. Im Internet die Top 10 meistgestellten Fragen in Job Interviews nachgeforscht. Welches Tier würden Sie gerne sein?
Was sollte ich anziehen? Habe mich für einen grau karierten Rock, schwarze Strumpfhosen und flache Stiefel entschieden.
Bin mit Hilfe von Google Maps die genaue Route von Bahnhof bis Apotheke abgefahren und habe mir gleich schon mal die Umgebung angesehen. Nicht die Beste, wie erwartet. Südlich der Themse ziehen sich die zwielichtigen Gegenden ein wenig wie ein Schmutzgürtel entlang des Flusses. Aber auch nicht die schlechteste Gegend. Es gibt ein relativ großes, einladendes Einkaufszentrum nur zwei Laufminuten entfernt, mit all den gängigen High Street Läden.

Eine ganze Stunde war ich zu früh vor Ort. Die Bahnfahrt war kürzer als erwartet. Die Aufregung wohl auch stärker als angenommen.
Als es dann endlich an der Zeit war, setzte ich mein kompetentestes Gesicht auf und stürmte den Laden… um eine Minute später nervös in einem mit Medikamentenschachteln ausgestopften Raum zu sitzen, kritisch beäugt von einem älteren Herrn indischer Abstammung (eindeutig der BOSS) und seiner Tochter.
Sie fragten mich nicht, welches Tier ich gerne sein würde. Die perfekt englisch sprechende Tochter stellte geschickte Fragen über mich und meinen beruflichen Hintergrund und nickte ihrem brüchig sprechenden Vater immer wieder vielsagend zu. Ich fühlte mich nicht ganz so wohl in diesen Momenten, weil ich nicht deuten konnte, ob das jetzt gut oder schlecht war.
Dann war ich an der Reihe. Ich sollte meine Fragen stellen, wenn ich denn welche hätte. Anfangs stotterte ich noch ein wenig herum, aber dann lief die Sache. Ich traf genau ins Schwarze mit meiner Frage, woher die Familie denn stamme. Der BOSS kam sofort ins erzählen und ausschweifen, über seinen Ururgroßvater, der im Jahre 1842 von Indien nach Kenia ausgewandert war. Und obwohl alle nachfolgenden Generationen in Kenia aufgewachsen seien, hätten sie trotzdem noch einen starken indischen Einfluss. Sogar seine Kinder, die in London geboren seien, sprächen neben Swahili auch noch eine indische Sprache.
In den Siebzigern eröffneten sie die Apotheke. Es war am Anfang schwierig, als Einwanderer das Vertrauen der Leute zu gewinnen. Doch sie gaben nicht auf, bis das Geschäft schließlich lief.

Jemand servierte mir einen starken Tee.
Der BOSS stellte mich dem Teebringer vor als die neue Mitarbeiterin, die am 1. November anfangen würde. Mein kompletter Arm wurde geschüttelt, und ich fühlte mich gar nicht überrumpelt. Wollte ich nicht eine Nacht darüber schlafen? Aber absagen könnte ich ja immer noch, wenn sich etwas Besseres ergeben würde. Und so wurde ich nur eine halbe Stunde nach Gesprächsbeginn in den Kreis der total multikulturellen Mitarbeiter aufgenommen.
„Ich bestehe darauf, dass du ein Stück Kuchen nimmst!“ sagte ein Kollege, dessen Namen ich sofort wieder vergessen habe, und hielt mir einen Teller unter die Nase.
Und so saß ich, trank Tee, aß Kuchen und fühlte mich wie in einem sehr seltsamen Traum.

Ich konnte ewig nicht einschlafen am Abend. So unwirklich war dieser Tag abgelaufen. Hatte ich wirklich einen Job gefunden? Dazu auch noch eine permanente Vollzeitstelle? So richtig mit morgens das Haus verlassen, abends wiederkommen und am Ende des Monats eine Zahl auf dem Kontoauszug zu haben?
Natürlich muss ich aber auch etwas dafür tun. Ich habe einen kleinen Computerarbeitsplatz im Hinterzimmer der Apotheke für verwaltungstechnische Sachen, werde aber auch von Zeit zu Zeit im Verkaufsraum eingesetzt. Manchmal kann es auch sein, dass ich in einer anderen Filiale für jemand anderes einspringe. Meine Aufgaben werden auf jeden Fall abwechslungsreich sein, und so mag ich es auch am Liebsten.
Natürlich ist der Verdienst nicht gerade rosig, aber es ist ein Anfang!

Ich bin noch zu einem zweiten Job Interview eingeladen worden, nur zwei Tage später. Rein aus Interesse bin ich hin. Und was soll ich sagen, im Gegensatz zum Ersten war ich die Ruhe selbst. Mit der Vorgesetzten hab ich zwar auf Anhieb „geklickt“, aber der Verdienst ist weniger, als ich in der Apotheke bekomme, und die Stelle ist ab Januar auch nicht mehr ganz so sicher. ‚Wahrscheinlich ein Teilzeitjob’ mit der ‚eventuellen Aussicht auf Vollzeit’ ist mir dann doch zu vage.

Es ist geschafft! Ich habe Arbeit und kann mich jetzt ganz auf den Auszug aus dem Sargnagelhaus konzentrieren… und in 11 Tagen erstmal in Urlaub nach Island gehen, bevor ich dann meine neue Stelle antrete.

Danke für’s Daumen drücken!

Samstag, 2. Oktober 2010

Tag 531 - Nicht die Mama!

Eines hat mich meine Erfahrung als Au Pair auch noch gelehrt: Das Kinderkriegen sollte verdammt gut überlegt sein.
Man hat ja nicht nur jahrelang diese klebrigen, übelriechenden Schreihälse an der Backe. Nein, man muss sich auch noch mit dieser ganzen Schulpolitik herumschlagen, die man wahrscheinlich schon gehasst hat als man selbst ein Kind war. Dazu kommt noch das Auseinandersetzen mit Müttern und Dull-Daddys auf dem Schulhof.

Es ist für mich leider unvermeidbar, denn ich bin diejenige, die beide Sargnägel jeden Morgen zur Schule bringt und auch wieder abholt. So haben Lehrer und Eltern ziemlich schnell beschlossen, dass ich die verantwortliche Person bin und kommen ständig mit irgendwas Neuem angerannt.

Zurzeit werde ich beim Abholen sehr oft von Klein Sargnagels Lehrerin zum Gespräch gebeten. Er hat sie erst seit ein paar Wochen und scheint jetzt schon auf der Unbeliebtheitsskala weit oben zu stehen. Die Liste seiner Schandtaten ist lang: Nicht zuhören, nicht stillsitzen, dazwischenreden, eigentlich ununterbrochen reden, andere Kinder ablenken, nicht vom Klo zurückkommen, sich furchtbar aufspielen, bla bla. Ich persönlich finde das alles ja ziemlich übertrieben, immerhin ist der Kleine Sargnagel gerade mal 5 Jahre alt. Welches Kind in dem Alter mag schon still auf dem Stuhl sitzen und die Klappe halten, wenn es sich mit all seinen Freunden in einem Raum befindet? Für den ist Schule doch nur ein riesiger Spielplatz.
Die Lehrerin ist aber ganz schön furchteinflößend mit ihren geschätzt 1,90 Metern und der strengen Brille. Deswegen sage ich brav „ja“ und „oh“, und erinnere zum 543. Mal daran, dass ich nicht die Mutter bin, aber die Infos gerne weitergebe. Dann schnappe ich Klein Sargnagels Hand und suche das Weite.

Weit komme ich aber nicht.

„Kleiner Sargnagel hat meine Lilly-Cholera geschubst! Ganz, ganz dolle!“ Erwartungsvoller Blick der dauerkalbenden Vollkornmutter.
Und jetzt? Sollen wir uns im Stuhlkreis zusammensetzen und Präventivmaßnahmen ergreifen? Die beiden Kinder in eine Gruppenumarmung einschließen um ihre Beziehung zueinander zu festigen? Anschließend könnten wir auch noch ihre Namen tanzen und uns bei einem Dinkelplätzchen der Ursachenforschung hingeben, was den Schubser denn nun ausgelöst hat.
Boah, geh weg und wisch dir den Milchkotzfleck von der Schulter.
„Klein Sargnagel, sag sorry.“
„Sorry, Lilly-Cholera.“

Die nächste Mutter fängt mich am Tor ab. Es ist Jacky, die Elternvertreterin aus Klein Sargnagels Klasse.
„Du. Zahlen. Geld. Klassenfahrt.“ sagt sie in einer Art Halbzeichensprache und betont jedes Wort überdeutlich mit gespitzten Lippen. Sie hält mich für ein osteuropäisches Kindermädchen, das kein Englisch versteht. Obwohl sie mich jetzt seit anderthalb Jahren kennt.
Ich krame in meinem Portemonnaie, während die Geldeintreiberin heimliche Blicke mit ihrem untertänigen Gefolge austauscht. Wahrscheinlich haben sie den Fleck auf Klein Sargnagels Pullover gesehen und die abgewetzte Stelle an Groß Sargnagels Schuhe. Jaja, diese armen vernachlässigten Kinder.
„Also Jacky. Willst du es passend oder kannst du rausgeben?“ frage ich so gut wie akzentfrei.

Auf dem Weg nach Hause achte ich darauf, nicht dem Dull-Daddy über den Weg zu laufen, der bei uns um die Ecke wohnt. Mit dem rede ich seit über einem halben Jahr nicht mehr, seit er mir wochenlang jeden Tag aufgelauert hat um mir auf dem Schulweg die Ohren vollzuheulen, wie mies ihn seine Frau doch behandelt. Um wiederum ihr dann zu erzählen, ich würde mit ihm flirten, um sie eifersüchtig zu machen. Hat auch funktioniert. Toll gemacht Dull-Dad, mich in deinen Scheiß mit reinzuziehen. Was folgte war ein disaströses Aufeinandertreffen von Dull-Dad, Dull-Frau, Dull-Schwiegermutter und mir. Das Wortgefecht war blutig, und mein Vokabular war nicht einmal das Schwächste. Aus dem Kampf ging ich mit erhobenem Kopf und verteidigtem Stolz. Der Verlierer war Dull-Dad. Ha! Herrlich!

School run, ich werde dich nicht vermissen! Das ist sicher.
Nächste Woche ist Elternabend… was bin ich froh, nur Au Pair zu sein.

Freitag, 1. Oktober 2010

Tag 527 - Auld Lang Syne

Eins hab ich gelernt.
Um in London einen Job zu finden darf man nicht vor dem Computer sitzen bleiben, um seine Bewerbungen per Mausklick auf gut Glück durch das Datennirwana zu jagen. Nein, bewerben in London heißt den Arsch auf die Straße zu bewegen. Hundert Kopien des Lebenslaufs in die Tasche packen und los geht’s. Vorbei am Trafalgar Square, entlang der Charing Cross Road in Richtung Shaftesbury Avenue. Kurzer Abstecher zur Denmark Street, dann quer durch Soho zum Picadilly Circus. Schließlich der Regent Street solange folgen, bis einige Stunden vergangen und die Tasche um etliche Bewerbungen erleichtert ist.

Das ist was ich am Samstag gemacht habe. Mit meinen schönsten Klamotten und dem nettesten Lächeln hab ich Geschäfte, Pubs, Theater und Hotels in London abgeklappert. Ich habe mit Managern gesprochen, mit Landlords, mit Rezeptionisten. Alle waren ausnahmslos freundlich und positiv, haben meine Bewerbung entgegengenommen und mir beim Abschied das Gefühl gegeben, dass sie geradezu auf meine Unterlagen gewartet hätten.

Keine Ahnung, was dabei herauskommt. In wie vielen Papierkörben mein sauber getippter Lebenslauf landen wird, ob ich wirklich angerufen werde, und ob sich tatsächlich das eine oder andere Vorstellungsgespräch ergibt. Auf jeden Fall hab ich eine tolle Erfahrung gemacht und werde noch durch viele weitere Straßen ziehen, immer bereit meinen CV zu zücken, wenn sich eine klitzekleine Chance ergibt.

Nur noch 25 Tage, dann ist meine Zeit bei den Sargnägeln vorbei. Momentan noch unvorstellbar. Ich glaube so richtig hab ich noch gar nicht realisiert, dass ich bald nicht mehr in dem chaotischen Haus wohne und von diesen kleinen Monstern auf Trab gehalten werde. Ich werde meinen Schlüssel, mein Bett und meinen Platz an ein neues Au Pair abgeben, die bestimmt genau so aufgeregt sein wird, wie ich es am Anfang war. Und dann wird sie übernehmen, und ich bin raus.
Es wird komisch werden am Anfang. Ein weiteres Mal gebe ich meine vertraute Umgebung auf, um mich in etwas Neues zu stürzen. Aber die Freude überwiegt. Ich werde mit Gawjus in ein Zimmerchen ziehen, arbeiten gehen, weiterhin England und mein Leben genießen. Mummy und die Sargnägel wohnen nicht weit weg und ich kann ihnen weiterhin eine Freundin sein. Mit dem neuen Au Pair bin ich in Kontakt und weiß jetzt schon, dass sie die perfekte Besetzung für dieses Chaos hier ist.

Übrigens ist ein neuer Sargnagel unterwegs… Der Bruder von Gawjus erwartet im November sein erstes Kind… und ich werde die AUNTIE und bin schon zum babysitten verpflichtet. Naja, Babykacke wird nach dem, was ich von den Sargnägeln aufgewischt habe, ein Klacks.

So sehr sie mich auch in den Wahnsinn getrieben haben – und das auch immer noch mit Beharrlichkeit tun – ich genieße jetzt noch die letzte Zeit mit den beiden Sargnägeln.
Letzte Woche war es noch einmal 25 Grad warm. Da sind wir querfeldein ohne Ziel einfach mal drauflos gelaufen. Drei Stunden haben die beiden ohne ein einziges Mal meckern durchgehalten. Klein Sargnagel auf dem Weg zurück erstaunt: „Ich hab heute noch gar nicht geweint!“



Ein weiteres Video ist auch in Arbeit.

Nächstes Mal mehr.