Donnerstag, 27. Dezember 2012

Oh du... Hastige?

Wie? Was? Weihnachten schon wieder vorbei? Erst kam es einem so vor, als ob letztes Weihnachten noch gar nicht so lange her gewesen wäre... und jetzt schon wieder alles vorbei?
Wir haben dieses Jahr so richtig englische Weihnachten gefeiert:

Die Wohnung festlich dekoriert


Auf der Betriebsweihnachtsfeier sich mal so richtig vor allen Leuten zum Affen gemacht


Einen Strumpf an den Kamin gehängt (um die Minibar dahinter zu verstecken) und einen Mince Pie und Eierlikör für Father Christmas bereitgestellt und natürlich die Karotte für die Rentiere.


Auf dem Trafalgar Square so an die dreihundert Weihnachtsmänner gesichtet, die sich mit Rosenkohl bewarfen.


Aus einer alten Holzplatte einen Tisch gebaut, der die halbe Küche einnahm, und kitschig dekoriert


Für zehn Leute aus der Gawjus Familie Rinderbraten und Truthahn mit Beilagen gekocht


Crackers aufschnalzen lassen und eine Papierkrone, einen Witz und einen Nagelklippser gewonnen


Eine Zwölfzillion an Geschenken ausgepackt


Und das herrliche englische Weihnachtswetter genossen


So, alles geschafft für dieses Jahr. Aber der nächste Dezember ist bestimmt schon um die Ecke.


Montag, 24. Dezember 2012

Fairytale of New York

Liebe Blogleser, 

ich wünsche Euch ein wundervolles Weihnachtsfest mit allem was dazugehört. Schön, dass es euch gibt. Ich melde mich nächstes Jahr wieder mit Geschichten von der Insel.

Hier noch mein All-Time-Favourite-Christmas-Tuuuuune mit Lyrics für Sie, Ihn und Alle zusammen zum besinnlichen Mitlallen.



It was christmas eve babe
In the drunk tank
An old man said to me: won't see another one
And then they sang a song
The rare old mountain dew
I turned my face away and dreamed about you
Got on a lucky one
Came in eighteen to one
I've got a feeling
This year's for me and you
So Happy Christmas
I love you baby
I can see a better time
Where all our dreams come true. 

 They got cars big as bars
They got rivers of gold
But the wind goes right through you
It's no place for the old
When you first took my hand on a cold christmas eve
You promised me broadway was waiting for me
You were handsome you were pretty
Queen of new york city when the band finished playing they yelled out for more
Sinatra was swinging all the drunks they were singing
We kissed on a corner
Then danced through the night.

And the boys from the NYPD choir were singing Galway Bay
And the bells were ringing out for christmas day.

You're a bum you're a punk
You're an old slut on junk
Lying there almost dead on a drip in that bed
You scumbag you maggot
You cheap lousy faggot
Happy christmas your arse I pray god it's our last.

And the boys of the NYPD choir still singing Galway Bay
And the bells were ringing out
For christmas day.

I could have been someone
Well so could anyone
You took my dreams from me
When I first found you
I kept them with me babe
I put them with my own
Can't make it out alone
I've built my dreams around you

And the boys of the NYPD choir still singing Galway Bay
And the bells are ringing out
For christmas day.

Samstag, 8. Dezember 2012

The Railway Children

...so nennen sich die Pub Freaks jetzt und so werde ich sie jetzt auch nennen anstatt Freaks. Im Buch warten die Railway Children darauf, dass der unschuldige Vater wieder aus dem Gefängnis kommt... und die hiesigen Railway Children warten darauf, dass der "Railway Pub" endlich wieder aufmacht.

Fast ein halbes Jahr ist der hier schon so oft erwähnte Lieblingspub zu. Dort hat mein England-Abenteuer erst so richtig angefangen. Jeden Donnerstag die besten Musiker auf der Bühne spielen zu sehen, selbst aufzutreten, den Gawjus kennenzulernen und all diese wunderbaren Leute zu treffen... hach, es ist so schade dass der Pub nach vielen Jahrzehnten wohl am Ende angekommen ist. Es wird gemunkelt, dass wahrscheinlich ein Supermarkt darin eröffnet oder ein McDonalds. Oder aber es wird eine dieser Publeichen, die jahrelang leer stehen und dann irgendwann abgerissen werden.

Gestern aber sind die Railway Children aus der Versenkung aufgetaucht. Durch hauptsächlich Mundpropaganda (denn viele Freaks haben weder Facebook noch Telefon) hatte sich herumgesprochen, dass in einem kleinen Clubhaus eine Weihnachtsparty stattfinden sollte. Freitag Abend. Live Musik.

In den letzten Monaten hatten der Gawjus und ich viel gearbeitet. Musik haben wir auch nicht viel gemacht, und ausgegangen sind geldspartechnisch auch nich so oft. Heiraten und Hauskauf sind plötzlich zum Thema geworden. Die spießigen H-Wörter. Hamstern, horten, hurtig hasten. Nicht viel Zeit für ein cooles Rockstar Dasein. Wir sind etwas aus der Übung. Deswegen beschließe ich Freitag am frühen Abend, dass wir mal wieder so richtig abrocken müssen. Ich schenke dem Gawjus und mir erst einmal einen frühabendlichen Whiskey Cola ein, statt Wein, damit wir in die Gänge kommen. "Gibts noch was zu Essen?" fragt der Gawjus misstrauisch. Essen? Hah! Rockstars essen doch lieber flüssig, oder? Oder wir könnten uns einen matschigen Burger holen auf dem Weg zur Party. Oder kalte Pizza. Irgendwas abgerocktes.
Wir kochen Tortellini mit Tomatensoße. Ohne Salat. Rockers essen das bestimmt nicht.

Ich ziehe eine alte Jeans und T-Shirt an. Der Gawjus schmiert Gel in die Haare... und rasiert sich. Nicht geradeRock 'n Roll. Und dann will er ein Taxi rufen.

"Nee nee!" sage ich bestimmt. "Wir nehmen den Bus!" Die Party ist nicht weit weg. Ungefähr so weit, dass der Engländer es "Down the road" nennt. Man könnte die Distanz sogar zu Fuß bewältigen. Taxi, püh, ich mache mir Sorgen um den Gawjus.
Schweigend sitzen wir im Bus, umringt von giggelnden Teenies in kurzen Röcken und hohen Absätzen auf dem Weg in die Freitag Nacht. Ich fühle mich seltsam alt.

Aber dann kommen wir am Club an. Und da sind sie alle! Die verstoßenen Railway Children. Ein großes Hallo, viele Wangenküsschen und How are yous. "I haven't seen you in aaaaaaaages!" Kreischt es aus jeder Richtung. In Windeseile werden Instrumente ausgepackt, Gitarren gestimmt, Getränke bestellt. Die Stimmung ist schon großartig befor die ersten Musiker anfangen zu spielen. Alle tanzen, singen, trinken, umarmen sich. Die Musik, ich habe die Musik vermisst. Ich fange an zu filmen und versuche irgendwie diesen Abend festzuhalten. Wer weiß, wann wir das nächste Mal so zusammen kommen.

Um kurz vor Mitternacht ertönt die Glocke hinter der Bar. Sperrstunde. Jetzt schon? Das Licht geht an. Immernoch wird gejammed und getanzt. Noch kurz an die letzten Momente klammern. Und dann ist es vorbei.

Am nächsten Tag finde ich eine Stunde Filmmaterial auf meinem Handy. Ich fange an zu schneiden und übrig bleibt ein viereinhalbminütiges Video, dass ich hier online stellen werde um meinen lieben Lesern hier einfach mal einen Eindruck zu verschaffen wie so ein Railway Abend aussieht.



Übrigens, falls sich jemand für die Musiker interessiert (ich hab versprochen Werbung zu machen)

Whitestar (Die sind so gut, unbedingt mal auf Myspace die Songs auschecken)
The Thunderbolts (Rock 'n Roll, baby!)
Al Keval (Reggae Gott)

Montag, 3. Dezember 2012

Kurzer Deutschlandtrip

Ich war für ein paar Tage auf dem Festland. Folgende Erkenntnisse haben sich mir aufertan:

- Immer wenn mir am Flughafen jemand äußerst unangenehm auffällt, dann ist diese Person bestimmt nicht nur im selben Flug wie ich, nein, sie sitzt auch ganz sicher irgendwo in der Nähe. Und ganz bestimmt sitzt hinter mir auch immer das obligatorische kreischende Kind, das gegen meinen Sitz kickt.

- Ich bin entsetzt über das deutsche nicht vorhandene Warteschlangensystem. Weil ich die Drängeltechnik nicht mehr so beherrsche war ich nicht nur die letzte Person, die das Flugzeug verließ, sondern auch noch die letzte in der Passkontrolle. Das passiert mir beim Rückflug nicht mehr, hab ich mir geschworen und mich gleich sofort vor dem Boarden schon mal in der Schlange angestellt - ich war auch nur in zwanzigster Position, dann hatte plötzlich der Flieger eine Stunde Verspätung. Und während ich mir so die Beine in den Bauch stehe - ja nicht den Platz in der Warteschlange aufgeben - da gehen endlich die Türen zum Rollfeld auf. Und oben genannte schon vorher auffällig gewordene Person kommt angelatscht und stellt sich direkt vor mich. Und sitzt nicht nur im Flieger genau vor mir, sondern auch noch im Bus von London Stansted bis Victoria. Und das obligatorische kreischende Kind kickt von hinten gegen meinen Sitz und kreischt. Unfassbar.

- Noch mehr entsetzt bin ich über all die Unhöflichkeiten, die mir in Deutschland aufgefallen sind. Ist es so schwer, einfach mal Bitte und Danke zu sagen oder die Mundwinkel links und rechts nach oben zu ziehen? Das nennt man LÄCHELN, liebe Leute. Und das Zauberwort ist nicht Abrakadabra. Sitzt der Typ da seit einer Minute im Restaurant und schnauzt die Kellnerin an "Krieg ich jetzt endlich mal die Karte?" Arsch.
Vor allem fällt mir das ganze Geschnauze auf. Alle scheinen sich ständig gegenseitig anzuschnauzen im pessimistischen Badnerländle. Ich weise eine Dame freundlich auf der Straße daraufhin, dass ihre Handtasche weit offen steht. Ich mache mir Sorgen, dass jemand etwas entwenden könnte "Des kehrt so!" ("Das gehört so!") blafft sie daraufhin nur und geht ihres Weges.

-  Ich habe mein Handy nicht fürs Ausland freischalten lassen. Bisher wusste ich auch nicht, wie sehr ich davon abhängig bin. Tagelang ohne Anrufe, Internet, Email, Fernseher war eine sehr seltsame Erfahrung für mich. An Tag 1 war ich mit anderen Dingen beschäftigt, mich machte es nur nervös, dass ich mal nicht eben dem dem Gawjus Bescheid sagen konnte, dass ich noch am Leben war. An Tag 2 kam ich doch ein wenig ins Schwitzen, weil mir dann noch auffiel, dass ich den falschen Adapterstecker eingepackt hatte und mein Telefon nichtmal aufladen konnte. Der schwarze Bildschirm starrte mich an wie ein totes Auge. Noch nie war mein Handy länger als einen Kinofilm ausgeschaltet. Wahnsinn. Es schockte mich, wie sehr es mich schockte ohne diesen kleinen Apparat klar kommen zu müssen. Ich bin ein Opfer der Technik geworden. An Tag 3 war ich dann entspannter und fand mich mit der Situation ab. Aber wieder Zuhause konnte ich das Ladekabel gar nicht schnell genug einstöpseln. Ich glaube ich sollte mich mal ein wenig abkabeln... äh... nabeln.

- Es wird schon wieder Weihnachten!! Aaaaaah! Wir haben doch eben erst den Weihnachtsbaum abgebaut... oder ist das tatsächlich schon wieder elf Monate her?