Sonntag, 17. Mai 2009

Tag 30 - Morning has broken

Und der Morgen erbrach sich auf meine Füße

7 Uhr 7: Ich schwanke übernächtigt aus meinem Zimmer in Richtung Badezimmer. Oh gosh, ich bin müde. Richtig müde. Es ist Sonntag, verdammt. Warum können die Kids einfach nicht ausschlafen? Ich kriege kaum meine Augen auf, und muss gleich den Gasherd bedienen. Wahrscheinlich fackel ich meinen Ärmel ab. Überlege kurz, ob ich kalt duschen soll, aber allein beim Gedanken daran fange ich an zu frieren.

Auf halbem Weg treffe ich auf den Kleinen. Er drückt mir seinen Zahnputzbecher in die Hand. Angestrengt blinzle ich, kann darin aber nur einen schwarzen, verschwommenen Fleck erkennen.

„What’s in it?“ Ich halte den Becher näher an mein Gesicht und langsam zeichnet sich ein Umriss ab, der mir nicht so ganz geheuer ist.

„A spider!“, meint der Kleene triumphierend.

PFUI SPINNE!

7 Uhr 8: Ich bin wach!

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Themenwechsel.

London was calling!

Um halb zehn saß ich mit einem Pappbecher-Kaffee auf dem Trafalgar Square und hab Touristen geärgert, während ich auf Hannah und Patrick wartete. Ich saß sehr ungeschickt… für die Touristen. Beim Versuch die Brunnen mit der National Gallery zu fotografieren mussten sie mich notgedrungen mitfotografieren. Gerne würde ich wissen, in wie vielen Urlaubsalben ich jetzt verewigt werde.

Sehr nett finde ich auch die Touris, die mir ihre Canons in die Hand drücken um sich von mir fotografieren zu lassen. Okay, ich bin sowieso nicht sehr gut im Bilder schießen, aber für die I HERZ LONDON-Shirt-Träger gebe ich mir extra viel Nicht-Mühe. Da ein wenig Kopf abschneiden, hier ein wenig verwackeln, genau dann abdrücken, wenn jemand durchs Bild läuft. Herrlich.

Schwarzweiß-Versuch

Mit Hannah und Patrick kam auch ein wenig Regen. So haben wir beschlossen, die Bob-Dylan-Ausstellung in der National Gallery anzuschauen. War keine große Sache, nur ein Raum mit ungefähr 15 Fotografien, aber ganz nett dort gewesen zu sein. Nach einem kurzen Ausflug noch in die Moderne, kein Kommentar dazu, ich fühl mich nicht qualifiziert genug, sind wir aber weiter zum Buckingham-Palace um den Wachwechsel zu sehen.
Der Regen hatte aufgehört, es war windig und fast sonnig… und irgendwie schien über London jemand Niespulver verstreut zu haben. Das war der widerlichste Pollenflug, den ich je erlebt habe. Während der Veranstaltung hab ich mir die Schleimhäute weggeröchelt und war kurz vorm Erblinden.




Und was könnte man unter diesen Bedingungen besseres tun, als durch den Hyde-Park zu spazieren? Rein in die Natur! Ihr Pollen kriegt mich nicht! Ich mache mich immun gegen euch!

Der Hyde-Park ist nett. Aber das mit der Immunisierung hat nicht wirklich funktioniert. Nach einer guten Stunde haben wir die nächste vielbefahrene, unbegrünte Straße gesucht und erstmal erleichtert den Feinstaub eingeatmet. Und siehe da… Kensington! Schon wieder! Ich schätze, ich habe wirklich meinen Lieblingsstadtteil gefunden.

Es war Lunchtime und wir haben einige Zeit gebraucht um ein Lokal zu finden, das uns nicht touristenmäßig überteuert oder einfach nur schlecht erschien.

War ja eigentlich klar, dass die Wahl nur auf einen Pub fallen konnte. Die Idee des London-Pubführers nimmt immer mehr Form an.

Wir haben einen sehr guten Zeitpunkt erwischt. Manchester United spielte gerade gegen Arsenal London, was den Pub schlagartig füllte. Von unseren Sitzplätzen aus konnte man schließlich gar nichts mehr vom Spiel sehen, aber die Stimmung und das Pubfeeling waren umwerfend. Dazu ein Pint Shandy und ein lecker Sandwich, perfekt.

Wenig später kam Katherine, die Freundin von Hannah und Patrick und schloss sich uns an. Oder ich schloss mich ihnen an. Wie auch immer.

Katherine ist toll. Sie hat mir einen Chocolate-Cupcake ausgegeben und damit meine Freundschaft auf Lebenszeit. Verdammt, das war der beste Cupcake, den ich jemals gegessen habe.



Nächster Halt, Camden Lock.

Über 10 Millionen Touristen schieben sich jedes Jahr durch die schmalen Gassen des Camden Market. Aber gestern war ich einer von ihnen. Der Markt ist wirklich sehenswert! Kitsch! Überall Kitsch!




















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Antiquitäten, Kurioses, Fanartikel, Kleidung, Schmuck, LPs, Hippies… alles knallig bunt und absolut reizüberflutend. An der einen Ecke ein Stand mit Thaifood, von dessen Köchin man einladend angebrüllt wird, an der anderen Ecke ein Stand mit Groove- und Funk-CDs, aus dessen Boxen der Low Rider schallt. Immer wieder begegnet man tanzenden Leuten, die entweder total zugedröhnt sind oder sich scheinbar ein wenig zu sehr ihres Lebens freuen, und ihre in tiefster Meditation angefertigen Mandalashirts an den Mann bringen wollen. Alle paar Meter kriegt man Flyer in die Hand gedrückt – so schnell kann man gar nicht ablehnen – die für Essen oder Piercings werben. Manche auch für beides.










Es gibt Fress-Stände für jeden Geschmack. Asiatisch, Ägyptisch, Marokkanisch, Indisch, Türkisch, Südafrikanisch… und man würde Tage brauchen um sich überall durchzuprobieren.



















Katherine und ein Freak:



Ein Löwe und drei Freaks:











Im Stables Market haben wir einen ehemaligen Pferdestall durchquert, in dessen Boxen verschiedene Chill-Out-Zonen und eine Bar eingerichtet sind. Echt eine witzige Idee. In der einen Box steht ein Pool-Tisch, in der nächsten ein Riesen-Flat-Screen mit Playstation, oder man kann sich einfach einen Film ansehen oder Musik hören. Für jeden Geschmack etwas dabei.











































































Am Abend führte uns Katherine in ein indisches Restaurant in… yeah… Kensington. Ein echter Geheimtipp. Ich bin sowieso Fan von indischem Essen, weil ich auf die Gewürze stehe und nahezu alles vegetarisch und trotzdem delicious ist.

Ab sofort werde ich meine Cola mit Ingwer würzen, das schmeckt super.

Tja, dann war es dunkel und wir haben uns in verschiedene Richtungen auf den Weg gemacht. Hannah und Patrick mit Katherine nach Ealing im Westen Londons, und ich nach Hause in den Süd-Osten.

Es war ein super Tag mit meiner Cousinfriend! Ach ja, und das nächste Mal treffen wir uns in den Staaten, versprochen!


Übrigens: Ich hab vergessen das Rätsel aufzulösen. Die grüne Tür, die ich letztes Mal in Kensington suchte, gehört zum ehemaligen Wohnhaus von Freddie Mercury.

2 Kommentare:

  1. Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Kitsch!!

    Nettes Bildchen :-)

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  2. Kackbratze No. 121. Mai 2009 um 05:03

    mmch uiss oou isoy!

    Habe vlt zu viel Illuminiati gesehen :-)

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