Mittwoch, 14. März 2012

Post Mortem

Vor ein paar Monaten ist Nonna gestorben. Die Großmutter vom Gawjus. Sie war 90 Jahre alt und nicht mehr in der besten Verfassung, aber trotzdem kam es sehr überraschend und es war eine ziemlich traurige Zeit.

Ich wäre so gerne zur Beerdigung gegangen, aber ich konnte mir an dem Tag einfach nicht frei nehmen. Naja, wer geht schon 'gerne' zu Beerdigungen. Vor allem zu der von jemanden, den man sehr mochte. Aber mich hätte auch interessiert, wie das hier im Gegensatz zu Deutschland abläuft.
Den einen oder anderen Trauerzug habe ich hier schon gesehen. Der Leichenwagen ist für gewöhnlich ein schicker schwarzer Kombi dessen hintere Fenster verglast sind, so dass man den mit Blumen geschmückten Sarg sehen kann. Der Wagen fährt im Schritttempo dem Bestatter hinterher, der in Frack und Zylinder zu Fuß den Trauerzug anführt. Er wird irgendwann stehenbleiben und mit einer sehr respektvollen Geste den Zylinder von Kopf ziehen. Anschließend steigt er in den Leichenwagen und die Prozession fährt weiter zum Friedhof. Gefolgt wird der Kombi von zwei schwarzen Limousinen, in denen die engsten Verwandten sitzen.
In Nonnas Fall wurde eine Route gewählt, die an ihrem alten Wohnhaus vorbeiführte, und der Trauerzug blieb direkt davor stehen, damit der Bestatter dort die Ehre erweisen konnte. Eine schöne Geste, denn Nonna hing sehr an ihrem Haus. So war es, als könne sie noch einmal einen letzten Blick darauf werfen.

Sie wurde auf dem kleinen Friedhof beerdigt, der nur eine Laufminute von unserem Haus entfernt ist. So ist es selbstverständlich, dass wir manchmal beim Grab vorbeischauen, vertrocknete Blumen wegräumen, oder an Weihnachten und ihrem Geburtstag auch mal ein Glas Irish Cream mitnehmen, den sie immer so gerne getrunken hatte.

Englische Friedhöfe finde ich ziemlich faszinierend. Vor allem die alten, auf denen es hundert Jahre alte Gräber gibt. Teilweise schon fast im Boden versunken und zugewachsen. Nonna's Friedhof ist so ein kleines Schmuckstück. Nur noch selten wird dort jemand beerdigt. Nonna hatte das Glück, dass sie die Grabstelle schon vor dreißig Jahren 'gebucht' hatte, als ihr Mann starb.

Viele Gräber sind ungepflegt bis gar nicht mehr richtig vorhanden. Sie machen einem die Vergänglichkeit erst so richtig bewusst.

Hier ein paar Eindrücke:








Auf den Grabinschriften steht auch immer das Alter des Verstorbenen, zusammen mit einem Gebet, Reim oder persönlicher Inschrift.


Moderne Gräber zwischen den alten Steinen sehen fast schon fehl am Platz aus.


Es gibt nur einen Hauptweg auf dem Friedhof. Um die Gräber zu erreichen, läuft man quer über das Gras. Und das Gefühl, gerade über Verstorbenen zu gehen, lässt einen die Füße nur ganz vorsichtig und fast schon lautlos aufsetzen.






Aha, da hat wohl doch mal eine Behörde eingegriffen und den Stein als Umsturzgefährdet eingestuft.



Und dann habe ich vor dem Friedhofstor noch das hier gesehen:




Schöne Idee. Der letzte Wagen muss nicht immer ein schwarzer Kombi sein.

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