Sonntag, 20. Januar 2013

The white stuff

London wurde in der letzten Woche von Katastrophen heimgesucht.

Erst ein Hubschrauber, der morgens zur Rush Hour in Vauxhall auf die Straße knallte und explodierte, am nächsten Tag wurde dann wieder zur Rush Hour der belebte Victoria Bahnhof evakuiert wegen eines brennenden Zuges, und jetzt noch das! Auf der Skala von Englands schlimmsten Ereignissen ganz oben: Schnee.

Schon tagelang in Sondersendungen angekündigt, aber irgendwie scheint es die öffentlichen Verkehrsmittel doch jedes Mal ganz überraschend zu treffen.

Am Freitag fallen die angekündigten drei Schneeflocken, und schon haben wir den Salat. "Shit has hit the fan", würde der Engländer sagen. Ich werde von der Arbeit schon am frühen Nachmittag nach Hause geschickt, weil ich eine weite Anreise habe. IST JA SCHNEE! Etwas verwundert, aber doch ganz erfreut gehe ich berieselt von der einen oder anderen Flocke zum Bahnhof. Die Straßen sind frei, der Verkehr fließt flüssig. Alles gut.

Aber am Bahnhof muss ich feststellen, dass meine Zuglinie außer Betrieb gesetzt ist. Nichts geht mehr. Die Züge konnten den heftigen Einschlägen der Flöckchen nicht stand halten. Die sind ja aber auch empfindlich, diese tonnenschweren Eisenwagons.

Ein Bahnhofsarbeiter taucht auf, mit einer gigantischen Schneeschaufel bewaffnet. Mit ohrbetäubendem Kratzen und Knirschen schippt er den Hauch eines weißen Pülverchens von der Bahnsteigkante. Ich wechsle das Gleis und schaffe es irgendwie nach London Victoria, das eigentlich überhaupt nicht in meiner Richtung liegt. Mein Ticket ist nicht einmal gültig, aber das interessiert heute niemanden. IST JA SCHNEE! Dort erwarten mich hunderte von Menschen, die nach oben auf die Anzeigetafeln starren, und die gecancelten und verspäteten Züge studieren. Es hat mittlerweile aufgehört zu schneien.

Zwei Stunden später komme ich Zuhause an. Der Zug, den ich schließlich noch erwische, legt die ganze Strecke im Schritttempo zurück. IST JA SCHNEE!

Am Abend geht es im BBC Sender nur um das Schnee"chaos". Das Gras im Park ist nicht einmal bedeckt. Kinder wurden früher von der Schule heimgeschickt, und werden beim Schlittenfahren gezeigt. Die Hänge sind schmutzig schwarz anstatt weiß. Ich bin genervt von Schnee.

Und jetzt hat es heute Morgen wieder angefangen. Diesmal ist es wohl richtiger Schnee. "The good stuff!" sagt der Gawjus und reibt sich vergnügt die Hände. Ich werde heute kein BBC einschalten.


Ob ich es morgen wohl zur Arbeit schaffe?

4 Kommentare:

  1. Hallo Sarah, ich habe irgendwie zufällig deinen Blog gefunden und habe so ein bisschen rein gelesen. Es liegt sicher daran, dass meine Tochter ein Au-Pair-Jahr in England macht und auch einen Blog hat. Ihrer heißt marypoppins94.wordpress.com . Du hast echt Talent zum Schreiben und manchmal habe ich mich sehr amüsiert. Es macht wirklich Spaß den Blog zu lesen. Mach weiter so! Liebe Grüße

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    1. Huhu, Dankeschön! Da schau ich doch gleich mal bei der guten Mary Poppins vorbei :-)

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  2. Hier in der Stadt (Stuttgart) bricht auch immer sofort das Chaos aus, sobald mehr als eine Schneeflocke zu Boden rieselt.
    Ich bin da ganz andere Dimensionen gewöhnt und auch völlig schmerzfrei was das Fahren angeht - trotz Smart, der erwiesenermaßen nicht unbedingt als Winterauto gilt.

    Aber bei Euch scheint das noch ein bisschen krasser zu sein. *g*

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    1. Fahren im Schnee ist doll! Ich bin immer gerne die Schwarzwaldsträßchen rauf und runter geschlittert. Aber hier? Hiüar?? Himmel hülf!
      Aber es ist dieses Jahr schon ein wenig besser als vor zwei, drei Jahren. Ich glaube so langsam wird akzeptiert, dass es jetzt dank Klimawandel oder sowas eben jedes Jahr Schnee gibt. Ich habe das Gefühl, dass es dieses Mal bedeutend mehr Streusalz gibt. Weiter so! In zehn Jahren wird hier vielleicht auch das im Schnee Auto fahren geknackt.

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