Mittwoch, 18. Mai 2016

Das Inselbaby I - Bronchiale Gewalteinwirkung

Wir spulen von November nach Februar, bwlblblblblllblblblb (das ist ein Kassetten-Spulgeräusch)

Ich war 34 Wochen schwanger und bis hier war alles Ponyhof. Ich ging jeden Morgen vergnügt zur Arbeit, aß auf was ich Lust hatte, konnte noch den gelegentlichen Sprint einlegen um einen Zug nicht zu verpassen, und kam nur außer Atem wenn ich Treppen steigen musste, oder zu schnell und viel redete. Die Vorbereitungen für den kleinen Insler liefen prächtig, das Kinderzimmer war fertig, ich wusch und faltete winzige Klamotten, und die Wohnung wurde langsam aber sicher von Babyzeug verschluckt. Im Wohnzimmer war ein ganzer Parkplatz für Kram: Kinderwagen, Kindersitz, Stubenwagen, Spielmatte, und ein vibrierender Sitz, der später mal zu Stuhl-Stuhl umbenannt werden sollte, aber das wusste ich zu dieser Zeit noch nicht.

Bis ich am Morgen des dritten Februars mit einem leichten Kratzen im Hals aufwachte. Genau sechs Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin und vier Wochen bevor mein Mutterschutz anfangen würde. Oh nee, die blöde Büroerkältung, jetzt hat es mich auch erwischt. Das dachte ich auf dem Weg zur Arbeit. Ich weiß noch, dass das ganze Zugabteil am Husten und Schniefen war. Jeder hatte es.
Wenige Stunden später fühlte ich mich etwas schwach auf den Beinen, meine Glieder schmerzten. Ich entschied mich nach Hause zu gehen und die Erkältung richtig auszukurieren. Am nächsten Tag würde es vielleicht schon wieder besser gehen. Spätestens am Übernächsten Tag. Ich blätterte noch kurz durch ein paar Papiere, beantwortete zwei, drei dringliche Emails und verließ meinen Schreibtisch. Nicht ahnend, dass es das letzte Mal sein würde.

Das Kratzen im Hals entwickelte sich innerhalb weniger Stunden zur bösartigsten Bronchitis, die ich jemals erlebt hatte. Der Husten schüttelte mich und mein Bauch wie ein Wackelpudding, ich konnte nicht liegen, nicht schlafen, nicht atmen. Ich verbrachte Tage und Nächte auf dem Sofa sitzend, starke Minzbonbons lutschend. Der Doktor hatte mir ein Antibiotikum verschrieben, und die Woche darauf noch eines, aber es war keine Besserung in Sicht. Der heftige Husten verletzte mich an den Rippen. Ein Knackgeräusch und ich konnte mich kaum mehr bewegen. Die einzige Position, in der ich es noch aushielt war in der Badewanne liegend.

Dann am Sonntag, zwei Wochen nach Beginn der Krankheit spürte ich das Baby nicht mehr. Ich dachte wirklich das Schlimmste. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus, wo ich nach gefühlt ewiger Wartezeit an den Monitor angeschlossen wurde. Und zum Glück, da war der kleine Herzschlag. Ich war erleichtert, bis sich eine Gruppe Hebammen und ein Arzt um mich aufbauten. "Wir müssen Sie hierbehalten", sagte der Arzt. Mein Blutdruck betrug 180/120 mmHg. Ups. Sofort wurde ich mit Tabletten gefüttert und in ein Zimmer gelegt. Einzelzimmer, in dem ich in Ruhe husten konnte. Mir war es mittlerweile egal ob ich im Krankenhaus nicht schlief, oder Zuhause nicht schlief. Es wurde diskutiert, ob die Geburt eingeleitet werden musste. Bitte bitte bitte nicht, dachte ich nur. Ich war in keinem Zustand mich um ein Baby zu kümmern. Ich konnte mich kaum um mich selbst kümmern.

Nach zwei Tagen und Nächten wurde ich schließlich entlassen, musste aber zweimal in der Woche zurück ins Krankenhaus, damit das Baby überprüft werden konnte. Die Bronchitis dauerte und dauerte. Ich verlor Geruchs- und Geschmacksinn, damit auch meinen Appetit. Mein Blutdruck war immernoch haushoch und ich musste ständig in irgendwelche Behälter pinkeln um auf Präeklampsie untersucht zu werden. "Sie haben ne Blasenentzündung", rief die Hebamme fröhlich. Natürlich. Es gab kein Körperteil mehr, das nicht mit irgendetwas entzündet war. So langsam stellte alles den Betrieb ein. Ich hoffte nur, das Baby würde sich sehr viel Zeit lassen. Mittlerweile ware es nur noch zwei Wochen bis zum Termin. Meine Mutter kam, putzte die Wohnung und kochte Hühnersuppe. Dann endlich der Durchbruch, ich fühlte mich langsam etwas besser. Mittlerweile war ich auch im Mutterschutz angelangt und meine Schwägerinnen organisierten eine Babyparty für mich, auf der ich mich sogar ganz sachte wieder amüsieren konnte. Upps, da fiel mir erst auf, wie groß mein Bauch in der Zwischenzeit geworden war. Das war komplett unbemerkt geblieben.



Drei Tage nach der Party war ich wieder zur Routine im Krankenhaus. Es wurde noch ein weiterer Ultraschall für den selben Tag organisiert um die Größe des Babys zu überprüfen. Und als ich das ernste Gesicht der Schallerin sah, da wusste ich schon, dass dies das Ende meiner Genesung war: Das Baby war seit drei Wochen keinen Zentimeter gewachsen.

"Am Besten Sie bleiben gleich hier", sagte der Arzt wie schon ein paar Wochen zuvor. Die Geburt sollte noch am selben Tag eingeleitet werden.

Fortsetzung folgt...

2 Kommentare:

  1. Gaaah!! Oh nein! Ich hoffe alles ok?! Ich leide gerade mit...
    Herzliche Grüße Dani
    PS: Schüssler Salze helfen SUPER! und werden auch vom Baby vertragen (nehm ich und die Mädels heute noch) aber ich weiss nicht ob es die auf der Insel gibt...

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    1. Danke für den Tipp mit den Salzen! Werde beim nächsten Baby.... Mooooment! Keine Babys mehr! Niiiiie wiiiieder!!!1einsölf!!!

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