Mittwoch, 2. Dezember 2009

Tag 229 - You're beautiful

Alles wie immer, im schönen feuchtkalten England. Ich war viel unterwegs in den letzten Tagen… Christmas Shopping. Die Vorfreude der Kinder ist echt ansteckend, ich fühl mich selbst wieder wie ein Kind und FREU mich ja schon so auf Weihnachten. Aber hauptsächlich darauf, meine Familie zu sehen. Tickets sind gebucht, nächste Woche checke ich online ein. Ich hoffe nur, dass mich Ryanair nicht im Stich lässt, die haben nicht gerade den tollsten Ruf. Die Große hatte letzte Woche einen Chor Auftritt im großen Bluewater Shoppingcentre. Hach, die Sargnägel können ja so süß sein, wenn sie wollen. Ganz brav stand sie da in der ersten Reihe, mit ihrer Schuluniform und den mal wieder runtergerutschten Kniestrümpfen. Den Mund beim Singen weit geöffnet. Ich mag englische Weihnachtslieder. Obwohl ich aus irgendwelchen Gründen immer an Mr. Bean denken muss.

 Wir blieben in Bluewater bis es dunkel wurde. Die Sargnägel bestaunten die vielen Lichter und bekamen sogar eine Runde auf dem quietschbunten Karussell spendiert. Hach, es Weihnachtet.

Aber damit ihr jetzt nicht denkt, dass ich so langsam zu einem sentimentalen Weichei mutiere, hier noch ein ganz wichtiger Bericht über meinen neuestes Kulturerlebnis. Ich habe Bekanntschaft gemacht mit der eigenartigsten Sportart, die ich jemals gesehen habe: RUGBY Samstagnachmittag, 14 Uhr, irgendein Rugbyfeld im Nirgendwo. Ich konnte mir nicht viel unter diesem Sport vorstellen, außer dass es irgendwie Ähnlichkeit mit American Football hat. Von Letzterem weiß ich aber auch nur, dass der Ball eiförmig ist. Rugbyspieler winken empört ab, wenn man American Football erwähnt. Das sei nur eine billige Kopie von Rugby. Diese Amerikaner seien doch Feiglinge mit ihrer Schutzkleidung und den Regeländerungen, und nur die Briten hätten überhaupt die nötigen Eier in der Hose, für diesen Sport. Ich wurde neugierig. Wie denn die Regeln aussehen würden, hab ich einen dieser typischen Sportplatztypen gefragt, der neben mir am Spielfeldrand stand. So ein alter Ehemaliger, der bestimmt mal verletzungsbedingt ausgeschieden ist und jetzt mit Mantel und Hut am Feld steht und alles besser weiß. Er verzog das furchige Gesicht zu einem milden Lächeln und schüttelte den Kopf. Mit Daumen und Zeigefinger zeigte er eine Spanne von ungefähr 5 cm an. So dick sei das Buch mit den Regeln. Dann ignorierte er mich, denn das Spiel ging los und er musste sich konzentrieren. Mein erster Eindruck war: 2x15 ausgewachsene Männer prallen mit Wucht zusammen und wälzen sich dann in einem Knäuel aus Armen und Beinen auf dem Boden. Und gerade als ich dachte, ich höre die ersten Schädeldecken brechen, schrie der Sportplatztyp neben mir: „Beautiful! Beautiful! Beautiful!“ Naja, schön ist was anderes. Nach endlosen Sekunden witschte der Ball plötzlich aus diesem Menschenstapel wie ein Stück nasse Seife. Sofort erhoben sich alle mehr oder weniger ächzend und stürzten sich zu dreißigst ein paar Meter weiter wieder mit lautem Gebrüll auf den Ball. Beautiful! Beautiful! So ging es das ganze Spiel durch. Nach zwanzig Minuten bluteten einige schon aus sämtlichen Körperöffnungen. Nach dreißig Minuten kamen Notarzt und Krankenwagen. Ich hab das arme Schwein gesehen, seine Nase zeigte irgendwie nach innen. Nach fünfzig Minuten stampfte der Schiri beleidigt vom Platz, weil ihn jemand einen Deppen genannt hatte. Die Rugbyleute zuckten nur mit den Schultern, meinten, dass der wohl heute seine Tage hätte und wälzten sich weiter über das Feld. Nach fünfundfünfzig Minuten war der Schiri wieder zurück als sei nichts gewesen, und nach siebzig Minuten war es dann vorbei. Wenig später saßen beide Mannschaften ein wenig grün und blau, aber friedlich zusammen im Clubhaus und stürzten ein Pint Lager. Das war Rugby. Ich überlege gerade wie es aussähe, wenn die Dull Daddys ein Rugby Team gründeten. Sitzpinkler e.V. 

 So, jetzt geh ich für heute Abend vorkochen. Ich kann es selbst nicht glauben, aber mittlerweile koch ich wirklich gerne. Vor ein paar Monaten hätte ich noch Wasser anbrennen lassen und einfach überall Ketchup reingeschüttet um den Geschmack von Angebranntem oder falschen/fehlenden Gewürzen zu überdecken. Ist wohl auch nur eine Übungssache. So langsam bin ich motiviert genug, auch mal was „Schwieriges“ zu kochen (hey, ich hab Hühnerbrust gefüllt, das war geradezu erschreckend gut gelungen), wobei da ja die Sargnägel meistens lange Zähne machen. Aber ist ja egal was ich auf den Tisch bringe, ich höre jeden Tag den halb geschrieen, halb geheulten Satz ICH MAG ABER KEINE (hier beliebiges Nahrungsmittel einfügen)!!!!! Ja ich weiß, ich sollte hier ruhig sein. Ich selbst war ja das schwierigste Esskind auf Erden, glaub ich zumindest. Hey, und jetzt weiß ich was für ein Luxus das ist, wenn man eine „Extrawurscht“ gekocht kriegt. Aber die Schwierigkeit bei den Sargnägeln besteht darin, dass es jeden Tag etwas anderes ist, das nicht gemocht wird. Manchmal glaub ich, die wollen sich einfach nur beschweren, egal über was. Folgende Begebenheit passierte nämlich vor einiger Zeit: Ich stelle dem kleinen Sargnagel das Abendessen hin. Sargnagel: „Was ist das?“ Ich: „Reis!“ Sargnagel: (schreit/heult) „ICH MAG ABER KEINE KARTOFFELN!“ Jaja, meine kleinen Nägelchen. Ich wünsch euch eine besinnliche Adventszeit!

3 Kommentare:

  1. Wieso bist du umgezogen?? o.O

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  2. Nur die Adresse geändert. Ist doch viel windschnittiger, oder nicht? ;-)

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  3. Nee, so gar nich...
    Die andere war nämlich von mir. xD
    Musst ma wieder bei Skype online kommen...^^

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